Kraftvoll war sein Strich, er war aber auch zu samtweichen, ja weinenden Tönen und zartesten Piani fähig. Sehnsuchtsvoll erklangen die Kantilenen, er wurde aber auch den virtuosen Anforderungen voll gerecht: Wenn man dem Spiel von Gautier Capuçon, zu den ganz großen Cellisten weltweit zählend, auf seinem „L’Ambassadeur“-Cello von Matteo Goffriller (1701) lauschte, geriet man unwillkürlich ins Schwärmen, noch dazu bei dem so beliebten Cellokonzert von Antonín Dvořák.
Die Filarmonica della Scala unter Lorenzo Viotti erwiesen sich dabei als ideale Begleiter.
Im Wiener Konzerthaus wurde der französische Ausnahmecellist zu Recht bejubelt, wofür er sich gemeinsam mit der Cellogruppe des Orchesters mit der Zugabe „Lasst mich allein“ von Dvořák in Bearbeitung des Cellisten selbst bedankte.
Dann startete das tiefe Blech mit wuchtiger Aggressivität, kraftvoll setzten die Streicher ein, um den populären Part „Montagues und Capulets“ aus „Romeo und Julia“ zu spielen. Das Mailänder Orchester unter dem souveränen Dirigenten, eingesprungen für den erkrankten Riccardo Chailly, wusste aber auch bei den anderen kontrastreich ausgewählten zehn Teilen aus allen drei Suiten des genial instrumentierten Balletts von Sergej Prokofjews seine Vorzüge auszuspielen. So hörte man innig das berührende Liebesthema des unsterblichen Veroneser Liebespaares und schneidend schmerzlich die Streicher an Julias Grab. Die Zugabe musste italienisch sein: Das Intermezzo aus Puccinis „Manon Lescaut“. Ovationen.
Mini-Bolero
Zuvor: „Quattro versioni originali della ,Ritirata notturna di Madrid‘ di Luigi Boccherini“ von Luciano Berio, ein Auftragsstück für dieses Orchester aus 1975. Dieser „Mini“-Bolero über einen permanenten Marschrhythmus der kleinen Trommel mit einem ständig gleichen, hochmelodiösen an- und dann abschwellenden Thema wurde effektvoll musiziert.
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