Gautier Capuçon: Der Cello-Virtuose als Teamplayer im Wolkenturm

Gautier Capuçon: Der Cello-Virtuose als Teamplayer im Wolkenturm
Gautier Capuçon und das Orchestre National de France in Grafenegg

Von Susanne Zobl

Der französische Cellist Gautier Capuçon versteht es wie kein anderer, sein Instrument zum Singen zu bringen. Er verschmilzt mit ihm, entlockt ihm wahrhaftige Emotionen.Das war auch bei seinem Auftritt im Wolkenturm in Grafenegg bei Edward Elgars Cellokonzert in e-Moll, op. 85, zu erleben. Begleitet wurde er vom Orchestre National de France und dessen Musikdirektor Cristian Măcelaru. Capuçon ließ den Schmerz des Komponisten spüren, der an der Welt gegen Ende des Ersten Weltkriegs verzweifelte. Er betörte mit einer famosen Melodieführung, dem facettenreichen Klang seines Cellos und inszenierte wahrhaftig die Resignation des Komponisten. Dabei erwies er sich als Teamplayer und setzte auf Kommunikation mit dem Orchester. Bei seiner Zugabe, einem Ausschnitt aus Elgars „Enigma-Variationen“, den er gemeinsam mit dem ONF aufführte, übertrumpfte er sich selbst.

Dann die „Symphonie fantastique“ von Hector Berlioz, ein Werk, das in der DNA dieses Orchesters liegt. Berlioz erzählt darin von den Gefühlsstürmen eines Künstlerlebens, von einem seltsamen Albtraum, der bis zum Schafott führt. Durch jedes Motiv führte dieser Dirigent mit einem hohen Maß an Bedachtsamkeit, setzt nicht so sehr auf große Emotionen und verlässt sich auf seine Musikerinnen und Musiker. Dafür wird er wie alle Beteiligten nach einer Zugabe sehr freundlich beklatscht.

KURIER-Wertung: 3 1/2 vn 5 Sternen

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