"Die Preise steigen": Konzerttickets werden künftig teurer

42. DONAUINSELFEST: KONZERT - AUT OF ORDER
Der Chef des zweitgrößten Ticketanbieters weltweit rechnet mit weiter steigenden Preisen für Live-Konzerte. Dabei ist das Niveau ohnehin schon hoch.

Zusammenfassung

  • Konzertpreise steigen aufgrund höherer Gagen und Kosten für Veranstaltungsstätten und Personal.
  • Tournee-Einnahmen werden durch Streaming wichtiger, da Künstler nun auf Live-Auftritte angewiesen sind.
  • Die Personalkosten stiegen seit der Corona-Pandemie um 45%, da viele Mitarbeiter die Branche verlassen haben.

Wer Musik live erleben will, muss künftig tiefer in die Tasche greifen. Der Chef des deutschen Ticketanbieters CTS Eventim, Klaus-Peter Schulenberg, rechnet nämlich mit steigenden Konzertpreisen.

CTS Eventim betreibt in Österreich die Plattform oeticket.com (Ö-Ticket), einen der größten Ticketanbieter des Landes. 2019 hat Eventim eine Mehrheitsbeteiligung an Barracuda Music von Festival-Guru Ewald Tartar erworben. Tatar und sein Team führen Barracuda aber nach wie vor eigenständig.

Höhere Gagen treiben Preise

"Die Preise steigen", sagte Schulenberg in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. Das Geschäft unterscheide sich hierbei nicht von anderen Branchen. "Aber ich hoffe und unterstütze, dass es in einem akzeptablen Maß stattfindet." Denn das Niveau der Eintrittspreise sei ohnehin sehr hoch, so der 74-Jährige.

Veranstalter hätten bei der Festlegung von Konzertpreisen "kaum Spielraum". Gründe für den Anstieg seien gestiegene Gagen und höhere Kosten für Veranstaltungsstätten und Mitarbeitende.

Tournee-Einnahmen gewinnen an Bedeutung 

Bands wie Solo-Künstler seien wegen des Streamings zunehmend auf Einnahmen aus Tourneen angewiesen. In der alten analogen Welt habe der Verkauf von Tonträgern etwa 85 Prozent der Einnahmen ausgemacht - und das Live-Geschäft 15 Prozent. "Das hat sich heute umgekehrt", sagte Schulenberg.

Einen Pauschalwert der Gagen könne er nicht nennen. Die Künstler erhielten oft eine garantierte Gage und einen erheblichen Teil des Veranstaltungsgewinns. Im Fall der bekanntesten Künstler könne deren Gewinnanteil 75 Prozent übersteigen. In den Verhandlungen seien Künstler - besonders die erfolgreichsten - mächtiger als die Veranstalter. "Es gibt einen Anbieter und mehrere Nachfrager. Dann wissen Sie schon, wie die Verhandlungen ablaufen." 

Gestiegene Personalkosten

Die Kosten von Infrastruktur und Personal seien seit Ende der Corona-Pandemie um 45 Prozent gestiegen. Höhere Personalkosten seien das Ergebnis von Angebot und Nachfrage, sagte Schulenberg. Heißt: Unternehmen wie Eventim müssten mehr bieten, um Personal zu gewinnen. 

Denn während der Corona-Pandemie sind viele Mitarbeiter aus der Branche abgewandert, wie Schulenberg berichtete. "Es gab in der Zeit keine Branche mehr, das vergisst man schnell." Aufbauhelfer sei ein anstrengender Beruf - mit Arbeit am Tag und in der Nacht. "Es gibt sicher Branchen, in denen man das Geld einfacher verdienen kann."

Über CTS Eventim

Das börsennotierte Unternehmen CTS Eventim ist nach eigenen Angaben der weltweit zweitgrößte Ticketanbieter. Der größte Anbieter ist Live Nation Entertainment aus den USA. Eventim verkauft Karten zu Konzerten, Theateraufführungen und Sportwettkämpfen, organisiert selbst Konzerte und betreibt Veranstaltungsstätten. Das expandierende Unternehmen beschäftigte zuletzt annähernd 4.900 Mitarbeitende. 

Im vergangenen Jahr erzielte Eventim einen Überschuss von 318,9 Millionen Euro nach 274,6 Millionen Euro 2023. Schulenberg selbst ist über seine Stiftung an Eventim beteiligt. Hauptsitz ist München.

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