Ein Lächeln für das läutende Handy
Beethovens „Dritter“ in Es-Dur in der Klavier-Transkription von Franz Liszt. Irgendwann stellt sich dabei der Eindruck ein, dass diese Fassung der „Eroica“ nach einem Interpreten wie Levit direkt verlangt. Doch bevor es dazu kommt, intoniert die „Vier Balladen für Klavier“ von Johannes Brahms wie ein „Erzähler“ an den Tasten, der eine schaurig schreckliche Geschichte von einem Vatermord zur Musik werden lässt. Als am Ende eines der Stücke ein Handy läutet, quittiert er das mit einem Lächeln. Sehr ärgerlich, dass im Laufe des Abends noch fünf weitere Telefone zu hören sind. Levit nimmt auch das gelassen hin.
Sein Spiel lässt an Liszt denken, der im Vorwort zu seinen Transkriptionen der Beethoven-Symphonien schrieb, er wäre zufrieden, als gewissenhafter Übersetzer, der den Geist eines Werks erfasst und so zu unserem Verständnis des großen Meisters und zu unserem Sinn für das Schöne beizutragen. Das ist es, was dieser Pianist unternimmt, nur könnte man hier sagen als fulminanter Übersetzer.
Fulminantes Finale
Liszt schrieb keine Klavierfassungen im herkömmlichen Sinn, er komponierte Beethovens Symphonien für das Klavier nach. Levit erfasst in seiner Interpretation beide Komponisten. Im ersten Satz klingt manches noch so, als würde ein Orchester imitiert. Aber damit ist beim Trauermarsch Schluss. Verstörend verhalten hebt Levit diesen an, zelebriert die Vorhaltungen, formuliert so manche Phrase wie eine Frage, wie ein zögerliches Zweifeln, changiert in ganz sanfte, kantable Sequenzen, intoniert mit inniger Hingabe und Tiefsinn. Ein zarter Hauch von Bach weht auf.
Beim Scherzo lässt er das Klavier exzessiv verschmitzt frohlocken, deutlich wird das Jagd-Motiv hörbar. Virtuos geraten die tänzerischen Passagen. Mit dem fulminanten Finale versetzt er das Publikum in Euphorie. Bach/Busoni als Zugabe und noch mehr Ovationen.
KURIER-Wertung: 5 Sterne
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