Es sei schon lange sein Traum gewesen, die Klavierkonzerte von Sergej Prokofjew aufzuführen, ist Igor Levit im Magazin des Musikvereins zitiert. Jetzt ist dieser Realität geworden und das mit außerordentlichen, in jeder Hinsicht idealen Partnern. Iván Fischer bette mit dem von ihm gegründeten Budapest Festival Orchestra die fünf Klavierkonzerte in ein Prokofjew gewidmetes Programm ein, das die drei Abende im Musikverein als denkwürdige Festspiele erleben ließ.
Fischer und Levit, zwei Künstlerpersönlichkeiten, die demonstrieren, was sie eint: der Hang zu Extremen, absolute Hingabe zur Materie und der Sinn für das Wesentliche. Das war schon am ersten Abend beim ersten Klavierkonzert Des-Dur in einem Satz und dem fordernden fünften fünfsätzigen in G-Dur zu spüren. Orchester und Solist agierten, wie an den folgenden Abenden auch, als Einheit. Atemberaubende Klangkaskaden am Klavier gingen immer wieder ins farbenprächtige Spiel des Orchesters nahtlos über.
Levits brillante Technik und seine Virtuosität sind eine Geschichte für sich, aber wie er das Wesen von Prokofjews Bizarrerien herausarbeitet, den Schalk, das Abstrakte dieser Musik hörbar macht, ist, als würde bei der einen oder anderen Stelle ein Gemälde von Wassily Kandinsky aufblitzen und zur Musik werden. Ein paar konkrete Beispiele: die Flexibilität des Pianisten im dritten Klavierkonzert in C-Dur, das Mysteriöse im zweiten in g-Moll, die unfassbare Konzentration im vierten in B-Dur für die linke Hand, das Prokofjew für den im Ersten Weltkrieg versehrten Paul Wittgenstein komponierte, das der aber nicht aufgeführt hat.
Levit holte dabei mit der rechten Hand immer wieder aus, stützte sich am Rand des Klaviers ab und setzte die Schlusspointen akkurat. Auch mit seinen Zugaben an den ersten beiden Abenden, Schumann und einer Humoreske von Rodion Schtschedrin, versetzte er das Publikum in Euphorie.
Im übrigen Programm stellte Fischer die Qualitäten seines Orchesters, dessen Klang vor, der, vielleicht auch durch die Aufstellung an den von Wiener Orchestern erinnert. Prokofjews fünfte Symphonie in B-Dur geriet zur echten Überwältigungsmusik, zur feinen Märchenstunde wurde die Ballett-Suite aus „Cinderella“, von der Fischer jedes Kapitel liebevoll kommentierte. Der Märchenonkel stand da dem Dirigenten um nichts nach. Hervorzuheben, der Klarinettist bei der Ouvertüre über hebräische Themen. Fulminante Klangräusche waren bei den Auszügen aus „Die Liebe zu den drei Orangen“ und der stehend gespielten „Symphonie classique“ zu erleben. Ovationen.
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