Julian le Play und die Kraft des Loslassens

Ein Mann mit braun gestreiftem Hemd und heller Hose, Julian le Play, liegt entspannt auf einem cremefarbenen Sofa.
Der Wiener Popsänger Julian le Play über sein sehr persönliches Live-Album und den ewigen Kreislauf von Suchen, Finden und Abschied nehmen.

„Nach 14 Jahren war diese Unplugged-Tour die erste, bei der jedes Konzert ausverkauft war.“ Julian le Play sagt das im KURIER-Gespräch nicht stolz oder freudestrahlend, sondern nachdenklich – so als wolle er das Phänomen verstehen, dem er jetzt das Live-Album „le Play Unplugged“ gewidmet hat.

Aber eigentlich ist der Grund für den Erfolg klar: Der als Julian Heidrich geborene 34-Jährige zeigt sich bei der Konzertreise, die im Frühjahr 2025 startete, so persönlich wie nie und hat sich ein spezielles Konzept dafür überlegt: „Ich habe die Show in die drei Teile Suchen, Finden und Loslassen gegliedert. Ich wusste, dass ich in extrem schönen Sälen wie dem Konzerthaus oder der Elbphilharmonie in Hamburg spielen werde und dachte, dafür braucht es eine Dramaturgie. Vorigen Herbst musste ich wieder etwas loslassen. Was das war, will ich offenlassen. Aber es war eine schwierige Zeit und ich dachte: ,Hey das kenne ich schon. Alles, was ich bis jetzt erlebt habe, war eine Abfolge von Suchen, Finden und Loslassen. Das ist ein ewiger Kreislauf. “

Reduzierte Band

Le Play interpretiert bei den Unplugged-Shows seine Lieblingssongs aus dem eigenen Repertoire wahlweise alleine mit Klavier oder Gitarre, mit stark reduzierten Band-Arrangements oder mit Orchester. Ganz leicht, erzählt er, sei es gewesen, die Songs einem der drei Themen zuzuordnen. „Millionär“, in dem le Play sein Fernweh beschreibt: Eindeutig Suchen. „Mein Anker“ und „Wir haben noch das ganze Leben“: Finden. Und „Sterne“ über die Angst, die Eltern zu verlieren: Definitiv Loslassen.

„Ursprünglich habe ich mich nur persönlich mit diesem Kreislauf beschäftigt“, sagt le Play. „Aber als ich mich im Freundeskreis umgehört habe, wurde klar, dass jeder in einer dieser Phasen steckt. Manche in allen gleichzeitig: Jemand hat sich neu verliebt, aber die Mutter ist gestorben und gleichzeitig sucht er einen neuen Job. Jemand anderer ist gerade voll umfänglich glücklich oder total am Boden. Das war ideal als Konzept für die Show. Denn dann ist es nicht ein Julian-Konzert, sondern bindet das Publikum ein und wir gehen gemeinsam durch diese Kapitel.“

Der Loslassen-Teil nimmt sowohl auf dem „le Play Unplugged“-Album als auch bei den Konzerten den breitesten Raum ein. Denn das sind emotionalsten Phasen im Leben. „Das Loslassen hat zwei Aspekte“, erklärt le Play. „Einerseits die schmerzvolle Seite, wenn man Verlust betrauert, andererseits die Phase, wenn du losgelassen hast und merkst, deine Kraft kommt zurück.“ Mit dem eben veröffentlichten „Palermo“ wird le Play diesem letzten Kapitel einen neuen Song hinzufügen, wenn er ab März 2026 mit der „Unplugged“-Show wieder auf Österreich-Tour geht. Der Song entstand, als er mit seinen besten Freunden in Palermo war. „Es war nach der Tour und ich hatte diese Post-Tour-Depression: Gerade noch in den schönsten Sälen und jetzt alleine auf der Couch. Um Leben zu spüren, machten wir unseren jährlichen Burschen-Trip nach Palermo. Diese Stadt vibriert und pulsiert vor Lebensfreude. Und dann waren wir noch bei einem Match des FC Palermo, der 5:0 gewonnen hat, wonach die ganze Stadt verrückt gespielt hat. Ich bin dort wie eine leere Hülle hingekommen, aber da habe ich gemerkt: Ich bin wieder ich da.“

Nah dran

Die Leere in le Play kam von den Anstrengungen der Tour. Denn er erzählt dabei auch viel von sich: Persönliches, Trauriges, Humorvolles. „Damit lässt du die Leute ganz nah an dich ran und machst dich angreifbarer. Außerdem ist der Fokus die ganze Zeit auf meiner Person, weil ich nicht in ein Gesamtkonstrukt aus Licht und Sound eingebettet bin. Das kostet Energie, aber es ist so lohnend, denn die Reaktionen sind fantastisch: Jeder erzählt mir danach, in welcher Phase von Suchen, Finden, Loslassen er gerade ist.“

Deshalb macht le Play 2026 mit der Tour weiter. Die Wiener können ihn schon am 7. Dezember sehen, wenn er im Konzerthaus seine „Unplugged – Weihnachtsshow“ spielt. Diesmal im großen Saal und nicht „nur“ im blauen. Denn anno 2026 spielt le Play die Unplugged-Tour in genauso schönen, aber doppelt so großen Sälen.

Alle Daten von 2026 gibt es auf julianleplay.com

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