Die österreichische Soul-Band Sladek: Größer in Japan

46-219635181
Die österreichische Soul-Band Sladek hat ein neues Album aufgenommen. Und sucht nun verstärkt ein internationales Publikum – denn dort ist Soul-Musik beliebter.

„In Japan haben wir seit zwei Jahren mehr Hörer als in Österreich!“

Das sieht die Soul-Band Sladek jedes Mal, wenn sie sich ihre Streamingzahlen anschaut. „Ein japanischer Radio-DJ, der auf Soul spezialisiert ist, ist im Internet auf unsere Tracks gestoßen“, erklärt Schlagzeuger Raphael Vorraber: „Er hat uns in allen seinen Playlisten und unterstützt uns stark. Diese Diskrepanz liegt aber auch daran, dass Soulmusik in Österreich generell nicht so gefragt ist.“

Mit ihrem zweiten Album „Things Gotta Change“ könnten Vorraber, Sänger und Gitarrist David Sladek und Bassist Alvis Reid das ändern. Die zehn neuen Songs, die sich am Motown-Sound und Stars wie Marvin Gaye, Curtis Mayfield und Donny Hathaway orientieren, strahlen emotionale Wärme aus und bestechen mit Sladeks seelenvollem Gesang, der makellosen analogen Produktion und dem Einsatz von Instrumenten wie Querflöte und Vibrafon, was ein abwechslungsreiches Hörerlebnis garantiert.

Inhaltlich bewegt sich Textautor Sladek zwischen Persönlichem und dem Blick auf die Gesellschaft und den Wandel, den sie gerade durchmacht. „Wir sind nicht so naiv, dass wir nicht gewusst hätten, dass die Leute den Albumtitel sofort als Statement in Bezug auf die Weltlage sehen werden“, sagt Sladek: „Aber mir bewusst ein Thema zu setzen, ist etwas, das ich überhaupt nicht kann. Ich lasse beim Schreiben alles zu, was mir in den Kopf kommt, und muss selbst nachher eruieren, was der Hintergrund ist. Songs kommen meiner Meinung nach ja genau deswegen, weil ich eben nicht weiß, was ich ausdrücken will. Da ist ein Gefühl, das raus will, das sich aber erst durch den Song manifestiert und konkretisiert.“

Spontan entstanden

Deshalb gibt es auf dem Album „Weltschmerz-Themen“ wie „What A Little Love Can Do“ mit dem simplen Gedanken, dass Liebe Erstrebenswerteres bewirkt als Hass. „Das habe ich in zwei Stunden geschrieben“, sagt Sladek: „Ich habe gespürt, dass ein Song entsteht, der wichtig ist, und habe alles, was ich mir für den Tag vorgenommen hatte, abgesagt, um dem Raum zu geben. Es hat dann eh viel kürzer gedauert, als ich gedacht habe. Aber Songs, die so spontan entstehen, sind die besten.“

Einen ähnlichen Hintergrund hat „Weight Of The World“, ein hoffnungsvolles Lied über die Kraft von Freundschaft, in dem Sladek postuliert, dass sein Gegenüber nicht alle Lasten der Welt alleine tragen muss.

„Things Gotta Change“ hingegen hat der Sänger für eine ihm nahestehende Person geschrieben, der es schlecht ging, hat den Text aber bewusst so gestaltet, dass jeder Hörer darin eigene Ideen finden kann.

Mit dem Album wollen Sladek auch verstärkt im Ausland auf Tour gehen. Denn auch live trifft Soul-Musik in Österreich auf eine sehr kleine Fanschar. „David und ich waren vor ein paar Jahren in der Grellen Forelle bei Bilal“, erinnert sich Vorraber hörbar traurig: „Das ist neben D’Angelo der größte Neo-Soul-Sänger, aber es waren nur 100 Leute da, obwohl 600 reinpassen. Um Soul-Fans zu erreichen, müssen wir also ins Ausland gehen.“

Also auf nach Japan? „Da sind die Reisekosten extrem hoch“, sagt Sladek. „Deshalb fangen wir jetzt einmal mit Deutschland an und dann sehen wir weiter.“

Kommentare