Das Bild zur Bezos-Hochzeit: Paolo Veroneses monumentale "Hochzeit zu Kana"

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Für das Kloster, in dem der Amazon-Boss heiratet, wurde eines der größten Ölgemälde geschaffen. Es erzählt viel über Repräsentation einst und jetzt.

Das Who-is-who der Wirtschafts- und Showprominenz versammelt sich heute auf der Insel San Giorgio Maggiore, wenn sich Amazon-Boss Jeff Bezos und Lauren Sánchez das Jawort geben. Weithin sichtbar und doch durch die Insellage vom Treiben Venedigs - und den zahlreichen Protesten - abgeschirmt, ist das Benediktinerkloster auf der Insel ein idealer Ort für ein elitäres Publikum. Während der Kunstbiennalen finden hier auch immer wieder exklusive Vernissagen und Parties statt. 

Das größte Kunstwerk, das die Insel je gesehen hat, ist allerdings nur mehr als Faksimile vorhanden: "Die Hochzeit von Kana", 1563 vom Künstler Paolo Veronese für das Refektorium (den Speisesaal) des Klosters gemalt, wurde unter Napoleon 1797 abtransportiert (man könnte auch sagen: geraubt). Es befindet sich heute im Louvre in Paris. Mit einem Format von 666 × 990 Zentimetern ist das Kinoleinwandgroße Bild eines der größten erhaltenen Ölgemälde und ein Hauptwerk der venezianischen Malerei -zugezählt wird es der Stilepoche des "Manierismus", in der die Ebenmäßigkeits-Ideal der Renaissance langsam zu kippen begann - mit gelängten Figuren, überschwänglicher Farbgebung und insgesamt großer Opulenz.

Übermäßig statt ebenmäßig

Tatsächlich wirkt das Gemälde, in dessen Mitte Jesus zu sehen ist, eher als Bild der Übermäßigkeit. Die biblische Geschichte, derzufolge auf einer Hochzeit der Wein ausgeht und der Gottessohn durch ein Wunder Abhilfe schafft, muss sich der Betrachter erst vergegenwärtigen.

Viel eher malte Veronese ein Porträt der venezianischen Gesellschaft in allem Prunk und Pomp - der durch den Umstand, dass Jesus höchstselbst zu Gast ist, bloß noch legitimiert wird. Rund 130 Personen sind zu sehen, Kunsthistoriker haben versucht, einige zu identifizieren. Wahrscheinlich ist, dass die Musikergruppe, die vor Jesus im Bild aufspielt, die prominentesten "Starkünstler" Venedigs zeigt: Altmeister Tizian im roten Gewand an der Viola da Gamba, im weißen Gewand Veronese selbst, dazwischen Tintoretto

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Powercouples

Die Künstler bilden die Begleitmusik zum Fest einer Kaufmannskaste, die es geschafft hat und globalen Einfluss ausübt: Es ist leicht, von hier aus Parallelen zur Gegenwart zu ziehen. Veroneses Triumphgemälde kommt auch in dem im Louvre gedrehten Video von Beyoncé und Jay-Z's Song "Apeshit" (2018) vor, allerdings nur sehr kurz: Hier wird (bei Minute 4:34) kurz der schwarze Diener ins Bild genommen, der den Personen am linken Teil des Gemäldes Wein reicht. 

Screenshot M. Huber

Der Rest der kunsthistorischen Anspielungen zielt allerdings auf eine Ermächtigung der afroamerikanischen Kultur ab: Das Powercouple des Pop feierte mit dem Song (und der Zeile "I can't believe we've made it") den Umstand, dass es den Aufstieg in die globale Elite geschafft hatte - und bediente sich dabei der Insignien der westlichen Kultur, nicht zuletzt war die "Nike von Samothrake" und das Gemälde der "Krönung Napoleons" von Jacques-Louis David oft prominent im Bild. 

Geheiratet haben Jay-Z und Beyonce allerdings 2008 im New Yorker Penthouse des Rappers. es soll laut Medienberichten eine "intimate affair" gewesen sein. 

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