Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl in Paris: Abtauchen in den blauen Kunstbunker

Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl in Paris: Abtauchen in den blauen Kunstbunker
Das österreichische Künstler-Duo Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl lässt im Pariser Palais de Tokyo seine Arbeiten miteinander in Dialog treten. Eine Ausstellungskritik.

Der nur unweit des  Eiffelturms gelegene Palais de Tokyo widmet sich seit Jahren der aufstrebenden Kunstszene und möchte dabei alles sein – nur kein klassisches Museum. Und dieses Vorhaben  bekommt man auch sofort zu spüren, nachdem man die großzügige Eingangshalle betreten hat. Es ist  Ort der Kommunikation mit  Restaurant und Sitzmöglichkeiten, auf  denen man ungezwungen Zeit verbringen kann – ohne dass man dafür Eintritt zahlen muss. Dieses Wohnzimmer-Flair zieht sich  auch durch die  Ausstellungsräume, in denen spielerisch Zeitgenössisches vermischt wird: Performance, Literatur, Mode, Malerei, Video, Graffiti und Bildhauerei. 

Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl in Paris: Abtauchen in den blauen Kunstbunker

Spannungen

Taucht man in den Bauch des Museums ab,  landet man  irgendwann im Keller, wo sich seit vergangenen Donnerstag die beiden von Wien aus agierenden Künstlerinnen Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl dem französischen und  internationalen Publikum präsentieren. 

Die unter dem Titel „Doppelganger“ (inspiriert vom Wort Doppelgänger) noch bis 7. Jänner 2024 zu sehende Ausstellung, die  Archivmaterial und neue Werke kombiniert, knüpft  an jene Schau an, die das queere Künstlerpaar  im Österreich-Pavillon im Rahmen der 59. Biennale  von Venedig (2022)  gezeigt hat: Es ist eine Koexistenz von Formen und Künsten, die sich gerne humorvoll mit dem menschlichen Körper, mit Metamorphose auseinandersetzt. Dass das Duo  dabei immer auch verstören  möchte, ist Teil ihrer  künstlerischen Tätigkeit.

Beton

Für diese  „Räume des Begehrens“, wie die Künstlerinnen es selbst ausdrücken, wurden Installationen und Lichtinseln geschaffen. Durch den in Meeresblau gehaltenen Teppich, mit dem der Ausstellungsraum ausgelegt ist, und dem spärlich wie  gezielt eingesetzten Licht entsteht eine angenehme, weil ruhige, fast meditative Atmosphäre. Einerseits. Andererseits werden durch überdimensionale Puppen, Vasen und Cyborgs eine Reihe von Spannungen  erzeugt, die der Ausstellung eine beunruhigende Fremdheit verleiht. Als Verstärker dient die brutalistische Architektur, die im Untergeschoss an einen Bunker erinnert. Passt irgendwie zur derzeitigen Weltlage.  

Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl in Paris: Abtauchen in den blauen Kunstbunker

„Doppelganger“: Jakob Lena Knebl (53) und ihre Lebenspartnerin Ashley Hans Scheirl (67) sind seit Jahren ein wesentlicher Bestandteil   der österreichischen Kunstszene. Für ihre Schau  im  Untergeschoss des Palais de Tokyo in Paris haben sie  Räume erschaffen, in denen  ihre Fotografien, Skulpturen, Videos und Soundinstallationen  miteinander in Dialog treten. Damit gelingt dem Duo ein spielerischer, aber auch verstörender Austausch zwischen historischem und zeitgenössischem Schaffen, der die Idee der Identität dekonstruiert. Bis 7. Jänner 2024 im Palais de Tokyo in Paris.

 

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