ImPulsTanz: Klagelieder, Konflikte und die Weitergabe von Klängen
„Glitch Choir“: Deva Schubert und Chihiro Araki
Von: Silvia Kargl
Besser kann eine Performanceserie beim ImPulsTanz-Festival nicht starten: Der deutschen Nachwuchschoreografin Deva Schubert ist mit „Glitch Choir“ ein Stück gelungen, das in seiner Komposition wie auch inhaltlichen Aktualität durchaus im Hauptprogramm gezeigt werden könnte.
„Glitch Choir“ eröffnete sowohl die erstmalig von Breanna O’Mara und Chris Haring kuratierte [8:tension]-Reihe für junge Choreografinnen und Choreografen als auch das Live Performance Programm zur Ausstellung „Nowhere/Now here. Ein Performancefestival“ im mumok. Acht zeitgenössische Choreografinnen und Choreografen treffen dort auf zwölf Videoarbeiten von Künstlerinnen und Künstlern der 1960-er und 70-er Jahre. In der Kooperation von ImPulsTanz mit dem Museum moderner Kunst kuratierte Chris Standfest die Live Performances – und Marianne Dobner die Ausstellung.
In „Glitch Choir“ performt Deva Schubert mit Chihiro Araki. Als „Glitch“ wird in der Elektronik eine Störung bezeichnet, die zu einer Verzögerung, zu einer Störung führt. Schubert und Araki gehen von Klageliedern aus, mit denen Frauen Trauer ausdrücken und begleiten. Die Verzögerung ergibt Konflikte zwischen den Körpern und Stimmen, die Klagelieder mit großen Emotionen, aber auch Konventionen erfüllen.
Die Performerinnen sorgen mit den Stimmen auch für Musik, die sich durch den kanonartigen Einsatz eines zehnköpfigen Chores bis zum großen Finale steigert.
Ist die zentrale Performance von Schubert und Araki von Isolation, Einsamkeit bis zu körperlich harten Auseinandersetzungen geprägt, so finden alle zwölf am Ende zu einer Gemeinschaft, in der die Komposition eine verbindende Rolle übernimmt.
Von Mund zu Mund
In der inszenierten Klangwelt entwickeln sich nicht nur musikalische Leitmotive, sondern auch ein besonders gelungenes Bild der Weitergabe von Klängen in sich berührenden Mündern, die so miteinander verbundene Körper zum Instrument machen. Eine Performance, die sowohl durch das originelle Konzept wie auch in der Durchführung überzeugt.
2021 war Deva Schubert Teilnehmerin im danceWEB Programm bei ImPulsTanz, drei Jahre später ist sie schon im Festival zu sehen: Ein Erfolg auch für das Workshop-Programm. Silvia Kargl
Kommentare