"Horrible Habsburger!" in Mödling: Sechshundert Jahre Irrsinn

von Georg Krierer
Wie viel Inzucht passt in 600 Jahre? Diese und andere Fragen, die man seinen Geschichtslehrer vermutlich nie zu fragen wagte, beantwortet die Inszenierung von „Horrible Habsburger! Sechshundert Jahre Sex & Crime & Kaiserschmarrn“ beim Theater zum Fürchten im Bunker Mödling. Und zwar mit einer Mischung aus Fakten, Frechheit und Frost.
Regisseur Bruno Max führt das Publikum persönlich als Kapuziner in die Unterwelt ein. Danach geht man durch das 900 Meter lange Bunkerlabyrinth. Nach 80 Minuten, 17 Stationen und konstant frischen 12 bis 14 Grad endet die Tour. Nicht weil der Stoff ausgeht, sondern weil laut Max „die Japaner“ für die nächste Führung schon vor der Tür stehen.

Bruno Max (Kapuziner) und Sandra Högl (Nutzerl)
Was dazwischen passiert, ist ein schaurig-komisches Panorama aus sechs Jahrhunderten Habsburger-Monarchie. Vom ritterlichen Kaiser Maximilian über den „gütigen“ Ferdinand (liebevoll „Gütinant der Fertige“ genannt) bis zum „schwarzen Schaf“ der Familie, Erzherzog Ludwig Viktor alias Luziwuzi: Transvestit, Skandalon und Lieblingsklatsch der Hofgesellschaft. Die Produktion scheut nicht davor zurück, die prüden Moralvorstellungen der kaiserlichen Familie zu zerlegen wie einen Strudel und das Publikum lacht sich dabei warm.

Christoph Prückner (Erzherzog Ludwig Victor) und Lukas Goldschmidt (Pianist)
Pikanter Strudel
Zwischen pikanten Liebesgeschichten, absurden Allianzen und der Frage, wer den Kaiserschmarren eigentlich erfunden hat, bleibt kaum ein Mythos unzerpflückt. Was bei all dem deutlich gemacht wird: Die Habsburger waren nicht nur eine der mächtigsten, sondern auch unter den absurdesten Dynastien Europas. Mit Inzucht als Familienstrategie, Heiraten aus Kalkül statt aus Liebe und heimliche Skandale im Schlafzimmer.
Am Ende hat man nicht nur historische Funfacts im Kopf, die im Schulbuch fehlen, sondern auch das Gefühl, dass 600 Jahre Habsburgersaga in diesem Format genau die richtige Länge hatte. Und dass es ein Segen ist, dass die Monarchie Geschichte ist.
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