Hommage an die Mütter – samt gebärfreudiger Venus von Gleisdorf

Hommage an die Mütter – samt gebärfreudiger Venus von Gleisdorf
Die steirischen Rabtaldirndln begeistern mit „Ahnfrauen“, ihrem neuen, sehr amüsanten Themenabend, im Wiener Kosmos Theater

Angeblich war am Anfang nicht das Wort, sondern die Vagina: Sie gebar Literatinnen und Politikerinnen, Künstlerinnen und Wissenschafterinnen, sie gebar auch viele Schurken. Und sie gebar in oder um Graz vier Frauen, die sich vor 15 Jahren nach einer Still-BH-Performance zu den steirisch bellenden Rabtaldirndln formierten: Nach und nach entschlüpfen Gudrun Maier, Barbara Carli, Rosa Degen-Faschinger und Beatrice Dermond der knallrot leuchtenden Scheide einer imponierenden Fruchtbarkeitsgöttin.

Lisa Horvath hat diese Venus von Gleisdorf, groß wie die Buddhas in thailändischen Tempeln, nach Vorbild der Zipfel-Puppen aus weißen Laken geschaffen. Als Brustwarzen applizierte sie – ein amüsantes Detail – gehäkelte Tischdeckchen.

Und wie bei den Videoinstallationen von Tony Oursler dient der Kopf dieser Plastik, die derzeit im Kosmos Theater thront, als Projektionsfläche: Maria Carli liest mit stoischer Ruhe nicht nur den aberwitzigen Einleitungstext vor, sondern später auch die amüsante Beschreibung über sie – verfasst von ihrer Tochter.

Die Rabtaldirndln haben sich dieses Mal, in „Ahnfrauen“, der Aufgabe gestellt, ihre Mütter zu würdigen – stellvertretend für alle, die selbstlos Kinder gebären und aufziehen. In der 90-minütigen Nummernrevue erörtern die Performerinnen unter der Regie von Nadja Brachvogel die „doppelte Vergesellschaftung“, sie beklagen, dass die systemrelevante Care- im Vergleich zur Erwerbsarbeit nicht viel gilt, und führen mit Hochrechnungen vor Augen, was die Mütter konkret geleistet haben. Hinreißende Pantomime-Einlagen dienen als Überleitungen, ein schreiend komischer Höhepunkt sind die Nachstellungen berühmter Madonnen-Bildnisse. Eine wunderbare Hommage! Thomas Trenkler

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