Holly Johnson triumphierte in St. Pölten mit „Relax“ und der Kraft der Liebe

Ein Sänger mit grauen Haaren - Holly Johnson - performt in Lederjacke vor einer Bühne mit Neonlichteffekten.
Frankie-Goes-To-Hollywood-Legende Holly Johnson trat im VAZ St. Pölten auf.

Eine Orgie mit Männern in Outfits aus Leder, Netzen und Nieten, hemmungslose Homoerotik. Dazu ein Song mit pumpendem Bass und einem provokanten Text über Orgasmen: 1984 waren „Relax“, ein Song der Liverpooler Band Frankie Goes To Hollywood, und das zugehörige Video ein Skandal. Die BBC boykottierte beides wegen Obszönität. Aber das machte „Relax“, Frankie Goes To Hollywood und deren Sänger Holly Johnson nur noch ikonischer.

Samstag gastierte Johnson im VAZ in St. Pölten. Nicht viele scheinen noch den Namen des 65-Jährigen mit einem der prägendsten Songs der 80er-Jahre verbinden zu können. Auf Wunsch des Künstlers taten das auch die Plakate nur indirekt: Als Tour zum 40-jährigen Jubiläum von „Welcome To The Pleasuredome“, dem Debütalbum von Frankie, das auch „Relax“ enthielt, war die Show angekündigt – nur 1000 Zuschauer sind gekommen.

Ritterrüstung

Dem Motto entsprechend startet Johnson mit dem Song „Welcome To The Pleasuredome“. Im Lederoutfit, das einer Ritterrüstung gleicht, schreit er das berühmte „Who ha, who-ha“ ins Mikro und lässt nach der erzählerischen Strophe über dem bewegten Beat bei den röhrenden Refrain-Tönen sein charakteristisches Timbre hören. Wow, die Stimme ist immer noch kräftig, denkt man da. Aber ganz so bleibt es nicht. Johnson schiebt zu Beginn weitere Songs vom „Welcome To The Pleasuredome“-Album nach, wobei seine Stimme gelegentlich doch ein wenig gepresst und angestrengt klingt.

Außerdem ist der Sound nicht optimal. Es mag Absicht sein, dass die fünfköpfige Band den wuchtigen Dance-Pop von Frankie Goes To Hollywood, der anno dazumal in der grandiosen Produktion von Trevor Horn von Synthesizern getragen war, live sehr rockig anlegt. Aber dass Drums und Gitarre die Sounds von zwei Keyboardern übertrumpfen und Johnsons Gesang in den Hintergrund drücken, schmälert das Vergnügen des Wiederhörens dieser Songs.

Den Mittelteil widmet Johnson der Solo-Karriere, eigenen Hits wie „Americanos“, bei dem ein Saxofon fröhliche Akzente setzt. Illustriert wird alles von animierten Videos, die immer wieder Sozialkritik einbringen. Gegen Ende bei „Two Tribes“ liegt die ukrainische Flagge unter Bildern aus Kriegsgebieten .

„Relax“ wird danach zum erwarteten Höhepunkt. Und bei der Zugabe mit „The Power Of Love“ ist Johnsons Stimme wieder makellos. Mit der ebenso weltberühmten Ballade gelingt ihm ein triumphaler, bewegender Abschluss des Konzertes.

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