Höchstspannung in Wien: Zweimal Jubel für die „Pathétique“

Machte es spannend: Valery Gergiev
Franz Welser-Möst und Valery Gergiev beeindruckten mit den Wiener Philharmonikern im Musikverein bzw. im Konzerthaus

Von Susanne Zobl

Kommt er oder nicht? Dass Valery Gergiev oft sehr knapp vor Beginn eines Konzerts anreist, ist nichts Neues. Sein Dirigat im Konzerthaus am Freitag hatte er aus gesundheitlichen Gründen absagen müssen. Franz Welser-Möst sprang kurzfristig ein.

Zum Konzert im Musikverein werde Gergiev jedoch anreisen, hieß es. Die Probe war für Samstagvormittag angesetzt. Doch der Maestro aus St. Petersburg kam nicht. Angeblich Probleme mit dem Flug. Dann endlich, weniger als zwei Stunden vor Konzertbeginn, die Entwarnung: Gergiev ist in Wien gelandet.

 

Man kann nur staunen, wie unter diesen Bedingungen musiziert wurde. Wenn Gergiev ans Pult tritt, hat man den Eindruck, für ihn hat alles Außermusikalische Pause, wie beim gigantischen Auftakt mit Sergej Prokofjews „Romeo und Julia“ zu erleben war. Fein arbeitete er die Details der Ballet-Suite heraus, machte alle Nuancen hörbar.

Dann das Königswerk, Piotr Iljitsch Tschaikowskys 6. Symphonie in h-Moll, die „Pathétique“. Das Orchester hatte sie am Vorabend mit Welser-Möst aufgeführt. Der setzte auf Transparenz und Tiefsinn, manche Passagen waren so schön, von feinster Klarheit, dass sie schmerzten.

Dann Gergiev. Er verlegte sich auf die Schwermut und die Dramatik dieser Symphonie, setzte deutliche Generalpausen und brachte den goldenen Klang der Philharmoniker zur Entfaltung. Beide Interpretationen wurden zurecht bejubelt.

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