Grand plaisir: Reichenau und Scharmützel rund um die Adlitzgräben

Grand plaisir: Reichenau und Scharmützel rund um die Adlitzgräben
Trenklers Tratsch: Die Hotelbesitzer gehen in der Semmering-Region eine heilige Allianz mit den Kulturveranstaltern ein

Beim Neustart der Festspiele Reichenau überlassen die Marketingstrategen nichts dem Zufall. Seit Wochen versuchen sie, Spannung aufzubauen. Die Stücktitel sind zwar schon bekannt, aber spielentscheidend ist die Besetzung. Man kam ja nicht wegen der Bühnenbilder von Peter Loidolt ins Kurtheater, sondern wegen der Schauspielerschar.

Die Besetzungslisten und Termine werden jedoch erst am 25. Februar veröffentlicht. Daher gaben Maria Happel, die Intendantin, und ihr Team die Empfehlung aus: „Reserviert euch schon mal unser Programmbuch!“ Doch das Publikum gehört großteils nicht der Ikea-Generation an; es hält das Duzen für einen Sittenverfall. Zudem gibt man Neuigkeiten bekannt; Knappenhof-Eigentümer Hans Peter Haselsteiner z. B. wird „Generalsponsor“.

 

Florian Weitzer, der findige Hotelier aus Graz, dürfte sich ebenfalls engagieren. Er kaufte die Höhen-Kuranstalt – und lässt sie gegenwärtig zum „Grand Semmering“ renovieren. Die Pressekonferenz am 25. Februar jedenfalls findet im Grand Ferdinand statt – auch dieses Hotel gehört, wie das Daniel, zum Weitzer-Imperium.

Reichenau und Semmering sind ja eine Region, und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner möchte diese „wachküssen“. Mit Kultur. „Ein spannendes Kulturangebot ist immer ein Motor für Tourismus und wirtschaftliche Entwicklung“, so Stefan Wollmann. Der Marketing-Fachmann soll für das Südbahnhotel ein ganzjähriges Kulturprogramm entwickeln – im Auftrag von Christian Zeller, dem Eigentümer.

Dies dürfte dem Pianisten Florian Krumpöck, der mit seinem Kultur.Sommer.Semmering auch das Hotel bespielt hatte, nicht ganz passen. Kürzlich ließ er ausrichten, dass Zeller das Festival „schon 2022 nicht mehr beherbergen“ wolle. Über diese Nachricht sei er „ebenso bestürzt wie verwundert“. Denn „unzählige“ Künstler hätten bereits zugesagt, darunter Elisabeth Leonskaja, Birgit Minichmayr, Günther Groissböck, Nicholas Ofczarek und Michael Maertens. Er, Krumpöck, arbeite derzeit an einer Alternativ-Lösung.

Diese Ansage nahm man zwar nicht bestürzt, aber verwundert auf. Denn Zeller hatte die Nutzung des Hotels für 2022 zugesagt. Krumpöck jedoch forderte einen Dreijahresvertrag. Und den hätte Zeller angesichts der noch nicht genau abschätzbaren Umbauarbeiten eingehen können.

 

Vielleicht versuchte Krumpöck, der „Kultur als zentrale Keimzelle einer touristischen Entwicklung“ sieht, auch nur ein doppeltes Spiel. Bereits zwei Tage später ließ er mit einem Wortschwall verkünden, dass er sich „kurz vor einem äußerst erfreulichen Vertragsabschluss mit den Investoren des mittlerweile fertigrenovierten Grandhotel Panhans“ befinde.

Und er sinnierte über einen temporären Panoramakonzertsaal neben dem Panhans. Es gibt eben keinen Saal im Hotel, der groß genug ist, um kostendeckend Programm machen zu können. Ob sich das so schnell realisieren lässt? Auf Nachfrage meinte Krumpöck selbstbewusst, dass „von unserer Seite einer Doppelbespielung von Panhans und Südbahnhotel nichts im Wege“ stehe.

Das „Grand plaisir“ hat nun Paul Gessl: Der Chef der Kulturholding NÖKU wurde von Mikl-Leitner in die Region beordert. Er soll erwirken, dass sich die Veranstalter nicht gegenseitig Konkurrenz machen. Zudem muss er 40.000 Karten für 100 Veranstaltungen verkaufen, die heuer in Reichenau angeboten werden. Man hat Großes vor.

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