Das Gespräch mit Gernot Kulis beginnt mit Fußball-Smalltalk. Das hat seine Gründe. Denn der Kabarettist war U16- und U18-Kapitän von Sturm Graz, danach Teamspieler bis zur U19 unter Paul Gludovatz.
Er trainierte unter der Trainerlegende Ivica Osim, lief bei Testspielen im Mittelfeld auf. Dann kam das Bosman-Urteil, auf einmal waren viele Legionäre da, er hatte körperliche Probleme und landete bei den Sturm Amateuren. Von dort wechselte er nach Hartberg (damals Regionalliga) und weiter nach Oberwaltersdorf (1. Klasse Süd). Sein letztes Spiel absolvierte er in der Wiener Hobby-Liga DSG für Inter Leopoldau.
Aktuell kickt er selten, schaut lieber anderen beim Spielen zu. Aber eines juckt ihn schon noch: „Ich würde gerne mal ein Spiel kommentieren“, sagt der Comedian im Gespräch.
KURIER: Wäre das Ihr dritter Karriereweg?
Gernot Kulis: Durchaus. Mit 18 war ich beim ORF-Landesstudio Steiermark, wechselte dann zu Antenne, wo ich Bundesliga und Champions League kommentierte. Mein erster Chef dort war der jetzige Sky-Chef Martin Konrad. Ich erinnere mich noch gut an Sturm Graz gegen Real Madrid: Markus Schopp war gesperrt und kommentierte an meiner Seite das Spiel fürs Radio. Ich habe auch über die Formel 1 in Spielberg und die Eishockey-WM 1996 berichtet. Gleichzeitig hatte ich bereits meine ersten Kabarettauftritte. Sport und Unterhaltung waren immer Teil meines Lebens.
Lesen Sie eigentlich die Kritiken zu Ihren Programmen?
Ja, es wäre gelogen, wenn man das nicht macht. Nach monatelanger Arbeit möchte ich wissen, wie es ankommt. Das Wichtigste sind aber das Publikum und die Reaktionen, die man auf der Bühne direkt bekommt. Es freut mich, dass vielen mein neues Stück gefällt. Aber ein Programm ist lebendig, es verändert sich ständig. Der Kern bleibt zwar, doch es kommen immer neue Elemente hinzu. Tagespolitik spielt dabei zwar immer wieder eine Rolle, ist aber nicht tragend, sonst müsste ich mein Programm ständig umschreiben.
Wann war Ihr neues Programm „Ich kann nicht anders“ fertig?
Sehr kurzfristig. Denn bis zum 31. Jänner habe ich noch „Herkulis“ und „Callboy“ parallel gespielt. Tagsüber bin ich dann am neuen Programm gesessen. Das war heftig, eine ordentliche Belastung. Bei der Premiere am 14. Februar im Wiener Stadtsaal (der KURIER hat berichtet, Anm. der Red.) habe ich es das erste Mal ohne Schummelzettel durchgespielt. Die Schlussnummer entstand erst zwei Tage vorher.
Wer hilft Ihnen bei der Umsetzung?
Mit dem Autor Gregor Barcal etwa feiere ich heuer ein Jubiläum. Wir scheiben seit 25 Jahren gemeinsam an Programmen und Texten. Wir tauschen uns in einer kleinen Runde ständig aus, entwickeln gemeinsam neue Texte. Alles beginnt mit einer Geschichte, die ich erlebt oder irgendwo aufgeschnappt habe. Auf Reisen, in der Familie, oder Alltagsbeobachtungen. Auswendiglernen gibt es bei mir eher nicht – ich muss es verinnerlichen.
In der Comedyszene wird oft von „Ideenklau“ gesprochen. Was sind Ihre Erfahrungen damit?
Leider passiert das immer wieder. Deshalb bin ich auch vorsichtig, was ich auf Social Media poste. Ich kann es nicht ausstehen, wenn Ideen gefladert werden. Ich investiere viel, um ein Programm zu entwickeln – war für „Kulisionen“ auf Tauchsafari in Ägypten oder für „Herkulis“ in Pamplona beim Stierrennen, wo ich auch mit Tierschützern gesprochen habe, um eine Nummer zu schreiben. Klar kann es passieren, dass Kolleginnen und Kollegen ein aktuelles Thema ähnlich aufgreifen, das ist natürlich kein Problem.
Ihr Programm behandelt KI im Haushalt. Ihre persönliche Meinung dazu?
Ich bin kein Fan solcher Geräte. Siri kommt mir nicht ins Haus! Aber für das Programm habe ich mir einen Staubsaugerroboter und einen Airfryer gekauft – man muss ja wissen, wovon man spricht. Grundsätzlich bin ich ein analoger Typ. Ich fand es nicht schlimm, dass ich bei meinem alten Renault 5 den Joker ziehen musste, um ihn zu starten. Viele sind von der digitalen Entwicklung überfordert – nicht nur ältere Menschen, auch jüngere. Für die KI braucht es Gesetze und Grenzen. Dazu gehört auch, dass man digitale und mediale Bildung in Schulen fest verankert. Fake News richten viel an. Die negativen Folgen für Jugendliche im Umgang mit Social Media wie etwa TikTok hat man jahrelang verschlafen, das darf mit der KI nicht noch einmal passieren.
Sie sind als „Callboy“ gefürchtet. Können Sie überhaupt noch persönlich Termine vereinbaren, einen Tisch reservieren?
Wenn ich etwas brauche, ruft meine Frau an. Als ich einmal bei meinem Hausarzt angerufen habe und einen Termin wollte, war seine erste Reaktion: Das mit dem Husten müssen sich noch üben, Herr Kulis!
Wie viele Stimmen haben Sie aktuell drauf, an welcher arbeiten Sie gerade und an welcher scheitern Sie ständig?
Es sind schon einige, an die 30 Prominente, wenn man jetzt alle zusammenzählt – aus Sport, Unterhaltung und Politik. Bei der Politik muss ich aber aufpassen. Immer wenn ich zum Beispiel einen Bundeskanzler imitiert habe, war er bald wieder weg. Alexander Schallenberg, imitiert, weg. Karl Nehammer, imitiert, weg. Nur bei Herbert Kickl war es umgekehrt, der war schon wieder weg, bevor ich ihn imitiert habe.
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