Gernot Kulis: Bungeejumping mit der Nabelschnur

Gernot Kulis: Bungeejumping mit der Nabelschnur
Comedian Gernot Kulis geht mit seinem vierten Solo „Ich kann nicht anders“ etwas andere Wege.

Gernot Kulis gehört zu den Popstars in der Kleinkunst. Die Comedy-Shows des gebürtigen Kärntners und mittlerweile Steirers sind für die großen Bühnen ausgelegt.

Sein viertes Solo „Ich kann nicht anders“ ist – anders als der Titel vermuten lässt – doch ein bisschen anders: Zwar werden knallige Lichteffekte und poppige Klänge geboten, und es prangt in Comedy-Manier der Programmtitel auf der Bühne. Doch Kulis geht einen Schritt in Richtung Kabarett. Es zieht sich ein roter Faden durch den Abend und thematisch geht es auch um Probleme der Zeit. Freilich wird das mit guter Laune und Kulis’ schalkhafter Unschuldsmiene serviert. Er kann eben nicht anders, als jede Problemlage mit einem Gag zu lösen.

Selbstabfrage bei ChatGPT

Zu Beginn berichtetet Kulis über eine Selbstabfrage bei ChatGPT. Die KI verwechselt ihn natürlich mit dem Kollegen Omar Sarsam (ein Running Gag), aber auch mit der Kabarettinstitution Alfred Dorfer. Kulis schiebt eine verblüffend echt klingende Dorfer-Parodie nach. Vielleicht ist das als Referenz für Kulis’ neue Ambitionen zu werten. „Im Nebenjob verdient er sein Geld als Callboy“, habe ChatGPT noch ausgespuckt. „Das ist das einzige, das stimmt“, relativiert Kulis aber gleich schelmisch mögliche Ausflüge ins Hochtrabende.

Der Bühnen-Kulis ist ein Hypochonder und fühlt sich im Wartezimmer einer Gruppenpraxis wie das Kind in Disneyland („Wo gemma zuerst hin?“). Als Stammgast darf er dort auch die Durchsagen machen – freillich in „Callboy“-Manier. Einen Mann, der Stimmen hört, schickt er in ein falsches Zimmer. Dort wird dem armen Kerl beschieden: „Wir haben Sie ned aufgerufen ...“

Bungeesprung an der Nabelschnur

In dieser Gruppenpraxis lernen wir auch Bungee kennen, der beste Freund des Bühnen-Kulis („Ich liebe ihn“). Beschrieben wird dieser als etwas minderbemittelt, was mit einem Bungeesprung an der Nabelschnur vom Geburtsbett hinunter begründet wird.

Bungee tut sich schwer mit dem weiblichen Geschlecht – er hat sich etwa den Namen einer Angebeteten bereits vor dem ersten Date eintätowiert. Kommt nicht so gut.

Die Erlebnisse mit Bungee (etwa bei einer witzigen Zigarettenschmuggelaktion) bilden den erwähnten roten Faden. Dazwischen gibt es lustige und auch befremdliche Erlebnisse, etwa mit der KI im Haushalt (für China spionierende Airfryer). Die „Kulis Intelligenz“ erklärt auch, wie Saugroboter „Saugustin“ mit Herbert Kickl fertig würde.

Callboy-Anrufe

Die Fans bekommen natürlich auch Krankl-Parodien („Huach zua“) und neue Callboy-Anrufe (z. B. Gerhard Berger). 

Und was ist mit Bungee? Diese Figurenzeichnung ist natürlich problematisch, aber es wäre nicht Kulis, hätte er nicht ein überraschendes Happy End für ihn parat, wo Bungee ganz und gar nicht der Trottel ist.

Der Mix aus Kabarett und Comedy (Regie: Bernhard Murg) mag zum Teil etwas unentschieden wirken, geht in Summe aber tatsächlich voll auf. 

Kulis  kann auch anders.

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