Gerhard Richter in mehreren Rankings als einflussreichster Künstler gelistet

Gerhard Richter turns 90
Im "Kunstkompass" rangiert der deutsche Maler seit 22 Jahren auf Platz eins, nun setzte ihn auch das Magazin "Monopol" an die Spitze.

Das Kunstmagazin "Monopol" hat den deutschen Maler Gerhard Richter (93) zum einflussreichsten Künstler des Jahres gekürt. "Seine Hauptwerke sind im kollektiven Gedächtnis so fest verankert, dass man sie sogar in Briefmarkengröße noch wiedererkennt", schreibt das Magazin in seiner Dezemberausgabe, die am Freitag erscheint. "Monopol" veröffentlicht jährlich eine Rangliste mit den 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Kunstwelt. 

Erst am Sonntag hatte das Magazin "Capital" seinen "Kunstkompass" - das älteste und wohl renommierteste Ranking im deutschen Sprachraum - veröffentlicht. In diesem rangiert Richter seit 22 Jahren (!) auf Platz 1. „Dass je ein Künstler Gerhard Richter an der Spitze des Kunstkompass-Rankings einholen wird, scheint derzeit unvorstellbar“, wird die Journalistin Linde Rohr-Bongard, die das Ranking erstellt, in der dpa zitiert. 

Der Grund dafür ist ein methodischer: Der "Kunstkompass" sammelt so genannte "Ruhmenspunkte", die nach der Präsenz eines Werks in Museen, Fachpublikationen und Ausstellungen gewichtet werden. Wer hier (symbolisches) Kapital angehäuft hat, wird von Empörkömmlingen nicht mehr so leicht eingeholt, so wie im Wirtschaftsleben auch.

Gerhard Richter exhibition at Louis Vuitton Foundation in Paris

Richter, ein Monopolist der Aufmerksamkeitsökonomie

Das Monopol-Ranking entsteht dem gegenüber auf Basis der Einschätzung von Expertinnen und Experten - und ist damit vielleicht subjektiver, aber auch flexibler im Erspüren von Zeitströmungen. Dass die Wahl diesmal auf den seit Jahrzehnten etablierten 93-Jährigen fiel, hat wohl auch damit zu tun, dass ihm die Fondation Louis Vuitton in Paris gerade eine große Retrospektive widmet. Richter sei in diesem Herbst "plötzlich wieder einmal der Künstler der Stunde" gewesen, schreibt "Monopol"-Chefredakteurin Elke Buhr.

Als höchstplatzierter Österreicher schaffte es der Wiener Max Hollein, Direktor des Metropolitan Museums in New York, auf Rang sechs. Die Wiener Choreografin Florentina Holzinger wird auf Platz 26 gelistet, der international tätige Galerist Thaddaeus Ropac auf 67. 

Golfstaaten auf Platz zwei

Auf dem zweiten Platz der "Monopol"-Liste landen die Golfstaaten. In der Liste findet sich laut Angaben des Magazins immer eine Position, die keine einzelne Persönlichkeit ist. Nirgendwo sonst werde derzeit so viel in Museumsbauten und kulturelle Infrastruktur investiert wie am Golf, heißt es zur Begründung.

Mit der Art Basel Qatar und der Frieze Abu Dhabi planten die zwei wichtigsten Messekonzerne ihre Expansion in den Nahen Osten. Der dritte Platz geht an die US-amerikanische Künstlerin Kara Walker, laut dem Fachmagazin "die Meisterin im Spiel mit rassistischen Stereotypen". 

Ein Kompass....

Auch das britische Magazin "Art Review", das seine diesjährige "Power 100"-Liste der einflussreichsten Personen der Kunstwelt am 4. Dezember veröffentlichen wird, bezieht Personen oder Gruppen, die den Kunstbetrieb prägen, in seine Überlegungen ein. Mit der emiratischen Mäzenin Sheika Hoor Al Qasimi, Gründerin der Sharjah-Biennale, lag im letztjährigen Ranking auch hier eine Person aus dem Golf ganz vorne. Tendenziell bestreiten im "Art-Review" Expertenvoting politisch engagierte Kräfte die Top-Platzierungen. 

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Der "Kunstkompass" beschränkt sich indes auf Künstlerinnen und Künstler und versucht, deren Relevanz zu erfassen. Im diesjährigen Ranking bleibt der US-amerikanische Performer und Videokünstler Bruce Nauman auf Platz zwei, dahinter folgen die beiden Deutschen Georg Baselitz und Rosemarie Trockel. Auf Platz fünf steht der in Wuppertal lebende britische Bildhauer Tony Cragg, an sechster Stelle folgt die US-Künstlerin und Fotografin Cindy Sherman

Die Ränge 7 bis 10 belegen der auch in Berlin wirkende dänische Installationskünstler Ólafur Elíasson, der deutsche Maler und Bildhauer Anselm Kiefer, der mehrfache Documenta-Teilnehmer William Kentridge aus Südafrika und der minimalistische deutsche Maler Imi Knoebel. Bestgereihter Österreicher unter den 100 Besten ist Erwin Wurm, der um einen Platz auf Rang 34 vorrückte. Arnulf Rainer belegt Platz 56 und rückte damit ebenfalls eine Position vor im Vergleich zum Vorjahr. VALIE EXPORT ist auf Platz 63 als einzige Österreicherin in dieser Liste zu finden. Heimo Zobernig belegt Platz 80.

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