Thomas Gottschalk: Voll gegen den Zeitgeist

Thomas Gottschalk in einem karierten Sakko bei „Wetten, dass..?“.
„Wetten, dass..?“ soll die Tugenden der Fernseh-Hoch-Zeiten beschwören. Eine Herausforderung in einer komplett neuen Medienwelt

"Was machen wir am Samstagabend?“ – Wer hier wie aus der Pistole geschossen „Fernschauen“ antwortet, genießt das Privileg der frühen Geburt: Diese Entschleunigung hat man sich erarbeitet und irgendwann zurecht ersessen.

Fernsehen ist zunehmend eine Sache älterer Menschen, wie die beiden Medienforscher von ARD und ZDF, Camille Zubayr und Heinz Gerhard, vor drei Jahren erhoben: „Schalteten Anfang der 2000er Jahre noch rund 60 Prozent der 14- bis 29-Jährigen täglich das Fernsehgerät ein, ist diese Tagesreichweite zuletzt auf 44 Prozent gesunken.“

Das bedeutet nicht, dass sie weniger vorm Bildschirm sitzen, aber sie tun das eben auf anderen Kanälen. Das kann von der ORF-TVthek bis zur Kurz-Videoplattform Tiktok reichen.

Es sind herausfordernde Zeiten für Menschen wie „Wetten, dass..?“-Urgestein Thomas Gottschalk, der sich stets damit rühmt, den Zeitgeist an sich abperlen zu lassen. „Influencer müssen draußen bleiben“, ätzte er im Vorfeld der heute Abend stattfindenden Revival-Folge von „Wetten, dass..?“. Gottschalk geht nicht mit der Mode, das sieht man nicht nur seinen Anzügen deutlich an.

Heile Kinderwelt

Ist das Produkt „Wetten, dass..?“ eigentlich noch markttauglich? In seinem Bestseller „Generation Golf“ aus dem Jahr 2000 beschrieb Autor Florian Illies nostalgisch seine heile Kinderwelt der 80er Jahre, in denen er im Kapuzenbademantel „Wetten, dass..?“ schauen durfte (damals die Ausgaben mit Frank Elstner): „Niemals wieder hatte man in späteren Jahren solch ein sicheres Gefühl, zu einem bestimmten Zeitpunkt genau das Richtige zu tun.“

"Die größte Fernsehshow Europas"

Der Generation Golf folgten die Millennials, später die „Gen Z“ als junge Erwachsene. Und die Bedeutung der Samstagabendshow ist fast perdu: In den Hoch-Zeiten von „Wetten, dass..?“ war es keine Seltenheit, dass 20 Millionen deutsche Haushalte zuschauten. Montags im Büro waren die schrägen Wetten und die Stargäste stets eine Nachbesprechung wert. Bevor „Wetten, dass..?“ 2014 eingestellt wurde, waren oft nicht einmal mehr zehn Millionen drin.

Diese Halbierung in der Publikumsgunst brachte im Paarlauf mit einer beschleunigten Medienwelt auch die unangenehme Folge, dass immer weniger über „Wetten, dass..?“ redeten. Auch die Zeitungsartikel wurden kleiner.

Wer hingegen auf den Plan trat, waren die Heerscharen von Social Media-Nutzern, die sich auf Twitter und Facebook das Maul darüber zerrissen, wie schlecht sie Show und Moderator fanden.

„Die größte Fernsehshow Europas“ schien aus der Zeit gefallen. Und wurde eingemottet. Kommt sie wieder?

Sonderausgabe

Zumindest in dieser einen Sonderausgabe, die heute Abend über die Bühne geht. Eigentlich im verflixten Coronajahr 2020 geplant, wurde sie auf heuer verschoben, weil, wie Gottschalk treffend bemerkte: „Wetten, dass..? kann keine Notausgabe sein, das muss 'ne Party sein und das muss 'ne Nostalgie-Party sein.“

Den Beweis dafür, dass die gute, alte Zeit kompatibel mit der Gegenwart ist, blieb Gottschalk in den vergangenen Jahren schuldig: Seine Schritte ins Metier Podcast stellte er ein, weil er immer wieder in die falschen Schlagzeilen geriet, wie er beklagte.

Ein Mann mit einer Augenklappe leckt an einem Kaktus im Topf.

Blick hinter die Kulissen der ZDF-Sendung „Wetten, dass..?“.

Eine Gruppe von Personen steht auf einer Bühne mit einer Waschmaschine.

Zwei Personen hantieren mit verpackten Waschmaschinen vor einer Bühnenkulisse.

Eine Gruppe von Menschen steht in einem Pool, während ein Mann mit Mikrofon zusieht.

Ein Mann mit Schnurrbart und Anzug trägt eine Brille mit bunten Punkten und hält einen Stift in den Mund.

Drei Personen posieren vor einem Fotoautomaten, eine Person hängt kopfüber hinein.

Eine Gruppe von Menschen steht vor einem Passfoto-Automaten.

Mehrere Personen in einem improvisierten Boot auf einem Wasserhindernisparcours.

Ein Mann mit Schnurrbart steht hinter einem Stapel Taxigutscheine und öffnet eine Dose.

Zwei Männer stehen vor einem Stapel „Manpower“-Boxen in einem Fernsehstudio.

Ein Mann mit einem Kondom über dem Kopf, neben ihm eine andere Person mit einem T-Shirt mit der Aufschrift „Stop Aids“.

Thomas Gottschalk umgeben von Frauen in Jeans und BHs in einer Fernsehsendung.

Thomas Gottschalk umgeben von Frauen in BHs in einer Szene von „Wetten, dass..?“.

Thomas Gottschalk mit zwei Frauen in Unterwäsche in einer Fernsehshow.

Ein Mann in Rennfahrerkluft löscht mit einer Wasserflasche ein brennendes Holzhaus.

Ein Mann versucht, ein brennendes Holzhaus mit einer Wasserflasche zu löschen, während Feuerwehrleute im Hintergrund stehen.

Ein Mann macht Liegestütze auf Bierflaschen in einer Bar.

Ein Mann steht an einem Tisch, während ein LKW eine Flasche hält, die ein Getränk in ein Glas gießt.

Ein Mann balanciert eine Flasche mit einem LKW auf einem Tisch.

Thomas Gottschalk auf einer Bühne mit halbnackten Männern vor einer griechischen Tempelkulisse.

Eine Gruppe von Menschen steht auf einer Bühne, einige tragen Sonnenbrillen.

Ein Mann balanciert barfuß auf einem Seil vor einem blauen Hintergrund.

Ein Mann balanciert barfuß auf einem Seil und hängt Wäsche auf.

Zwei Männer mit Kopfhörern sitzen an einem Tisch, während ein Mann im Anzug daneben steht.

Ein Junge mit einer Brille aus bunten Buchstaben wird gefüttert.

Ein Junge mit einer speziellen Brille wird von einem Mann gefüttert.

Ein Mann mit grauem Haar trinkt aus einem großen, leeren Weinglas.

Eine Gruppe von Männern mit Helmen und Pömpeln auf dem Rücken steht auf einer Bühne.

Zwei Personen stehen barfuß auf Tellern mit Essen.

Ein Mann kniet und kratzt Essen von einem Teller auf den Boden.

Locker ausgerutscht

Auch sein Markenzeichen, die lockere Unvorbereitetheit, ging im Frühjahr entsetzlich nach hinten los: In der ProSieben-Sendung „Wer stiehlt mir die Show?“ machte Gottschalk einen Witz über die Mutter seines Moderatorenkollegen Joko Winterscheidt. Dass sie an Krebs gestorben war, als Winterscheidt ein Kind war, wusste Gottschalk offenbar nicht. Winterscheidt nahm ihn öffentlich in Schutz. In seinem Podcast.

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