„Wir waren bei vielen Songs sicher, dass sie noch etwas brauchen, wussten aber nicht was“, erzählt Perner. „Deshalb haben wir bei verschiedenen Produzenten und Produzentinnen Input gesucht, was aber nicht so fruchtbar war, wie wir uns das erhofft haben.“
Deshalb entschieden sich Garish nach vielen Umwegen doch dafür, alles selbst zu machen. Von da an ging es schnell. Auch bei Jarmer, der die Lyrics immer erst schreibt, wenn die Musik fertig ist. So entstanden die Texte viel später als die Songs, häufig Ende des vergangenen Jahres, wodurch der Sänger die multiplen Krisen immer im Hinterkopf hatte.
Mikro und Makro
„Es war interessant für diese Songs in dem Spannungsfeld zwischen dem, was im Kleinen bei uns passiert, und dem, was im Großen in der Welt passiert, zu arbeiten“, sagt er. „Und es war schön, zu sehen, wie oft diese Analogie stimmt und Strategien, die man für das Kleine gefunden hat, vielleicht auch im Großen funktionieren könnten. “
Ein Beispiel dafür ist der Song „Die Faust“. Er beschreibt, wie man – extrem und Druck gesetzt – mit seinen Gefühlen umgeht, dass man sich entweder aus der Situation rausnehmen, oder vor Wut in die Faust beißen kann. „Die Nummer ist der Parkplatz dafür, wenn es einem reicht“, sagt Jarmer. „Wenn ich nach Amerika schaue, auf diesen Irrsinn mit Trump, ist die Frage: Wie ordne ich das ein? Wie weit lasse ich mich darauf ein und wann ist es zu viel? Denn es braucht nur einen, bei dem alle Hemmschwellen fallen, und der Zweite ist schnell da. Wir waren in Österreich nicht weit davon entfernt.“
In die Faust beißen
Auch Perner regt das Thema extrem auf, kreiert einen potenziellen Moment, sich in die Faust zu beißen: „Was ich daran so frustrierend finde, ist, dass es bei vielen Sachen gar nicht mehr um Politik geht. Da geht es um Verstöße gegen Menschenrechte, wenn man er zum Beispiel sagt, er will die Leute im Gazastreifen umsiedeln. Oder dass er die Bodenschätze von einem Land, das seit drei Jahren im Krieg ist, wo die Menschen fix und fertig sind, einfach einfordert. Und dann noch sagt: Gebt mir das und später schauen wir weiter. Ist das Naivität, Dummheit oder Provokation?“
Im ruhigen Gitarrenstück „Etui“ porträtiert Jarmer Egomanen wie Trump, fand es reizvoll, in der beschwichtigenden Atmosphäre der Musik „so heftig aufzutreten“. Immer aber scheint in den melancholischen Songs mit gelegentlichen lauten Ausbrüchen auch die Sehnsucht nach einer Pause durch – auch wenn man sich dafür wie in „Pardon“ für eine Party auf den Mond schießen muss.
Pausetaste
Garish haben mit der Fertigstellung des Albums ihre persönliche Pause gefunden. Denn am Ende ist jeder der Vier mit diesen Songs happy. Alle sind sich einige dass „Am Ende wird alles ein Garten“ sowohl die Band als auch die Zeit porträtiert. „Wir sind alle politische Menschen und debattieren als Freunde viel über das, was gerade in der Welt passiert“, sagt Julian Schneeberger. „Gleichzeitig suchen wir uns immer wieder gemeinsame Zufluchtsorte, sei es das Musikmachen, oder dass wir mit den Kids ins Grüne fahren.“
So steht der Aufruf zu handeln im Song „Das können wir besser“ dem Stück „Waterloo“ gegenüber, in dem sich Garish fragen: „Muss man das Ding an die Wand fahren, um einen Wiederaufbau zu ermöglichen?“ Auch dieser Song kann für das Bandgefüge und die Freundschaft der vier Musiker genauso gelten wie für die Welt. Die Lösung für Garish: Sich zusammentun, dann kommt nach der Geisterbahnfahrt der Garten.
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