Allerdings freiwillig: Jahrelang hat er als Fachmann für Sicherheitsprogramme im Amt für Gesundheit gearbeitet, nun soll er durch einen jüngeren Mitarbeiter ersetzt werden. Aus Verzweiflung will er sich in seinem Büro erschießen, was allerdings spektakulär schief geht. Er trifft stattdessen einen Kollegen und findet sich als gesuchter Terrorist auf der Flucht wieder. Gemeinsam mit der Friseurin und einem blinden Archivar.
Wie und warum die drei Außenseiter aufeinandertreffen, erzählt der französische Regisseur und Hauptdarsteller Albert Dupontel – er spielt die Rolle des unscheinbaren IT-Nerds – als komische Abfolge skurriler Umstände. Dupontels Burleske ist nicht ganz zufällig dem verstorbenen Terry Jones gewidmet, langjähriges Mitglied der britischen Komikertruppe Monty Python.
Auch der Cameo-Auftritt von Monty Pythons Terry Gilliam als illegaler Waffenhändler im Internet legt eine deutliche Spur: Seine Bürokratie-Satire „Brazil“ stand Pate für Dupontels sarkastische Kritik an unserer digitalisierten Gegenwart und einer menschenfeindlichen, automatisierten Gesellschaft.
Virginie Efira spielt die todgeweihte Friseurin Suze im blutroten Pullover als achselzuckende Schönheit mit Mission: Im Alter von 15 wurde sie schwanger und von den Eltern genötigt, ihr Kind zur Adoption frei zu geben. Vor ihrem Tod möchte sie noch einen letzten Blick auf den verlorenen, nunmehr erwachsenen Sohn werfen und sehen, ob aus ihm ein glücklicher Mensch geworden ist.
Die Suche nach den Adoptionsakten erweist sich als schwierig und führt zu kafkaesken Szenarien: Dass es im Amt für Gesundheit ein Archiv geben soll, wo die Akten lagern, stößt bei den Mitarbeitern auf größte Ratlosigkeit („Archiv? Wie schreibt man das?“) Dupontel taucht die lakonische Fabel über das Verschwinden einer analogen Welt und ihren Fähigkeiten (wie das Lesen von Büchern, das Erinnern, das Schreiben von Tagebüchern) in künstliches Licht. Er betont damit die artifizielle Versuchsanordnung seiner zugleich witzigen und tragischen Anti-Komödie. Denn wer vogelfrei ist, hat auch viel Galgenhumor.
INFO: F 2020. 87 Min. Von und mit Albert Dupontel. Mit Virginie Efira.
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