Filmkritik zu "Afternoons of Solitude": Die größten Eier von allen

Star-Torero Andrés Roca Rey setzt den tödlichen Stich 
Albert Serras Doku begleitet den Star-Torero Andrés Roca Rey zeigt die beispiellose Grausamkeit des Stierkampfes

Der spanische Filmemacher Albert Serra beobachtet in seiner formschönen, hypnotischen Doku den Alltag eines Star-Toreros. In langen Einstellungen beobachtet er das tödliche Duell zwischen Mann und Stier, das in seiner Brutalität an römische Gladiatorenspiele erinnert.

Der Peruaner Andrés Roca Rey gilt als der „Messi der Matadore“. Serra folgt ihm und seiner Entourage von Kampf zu Kampf und belauscht die Gespräche der Männer, die sich nach jeder Corrida im Kleinbus versammeln und den narzisstischen Roca Rey speichelleckerisch für die „Größe seiner Eier“ bewundern. Zu den komischsten Szenen zählt das Ankleideritual: Erst schlüpft Roca Rey in zarte, weiße Seidenstrümpfe, dann folgt die bestickte Kampfhose. Sein Assistent muss ihn dazu mit der Hose hochheben wie ein Kleinkind, dem man beim Anziehen hilft.

Filmkritik zu "Afternoons of Solitude": Die größten Eier von allen

Die Komik des Anziehens: Torero Andrés Roca Rey in "Afternoons of Solitude"

Dann stellt sich Roca Rey im Hohlkreuz und mit stramm gezogenen Arschbacken dem Stier und reizt das bereits schwer verwundete Tier mit seinem roten Tuch. Sein Gesicht zur Fratze verzerrt, steht er mit einem Bein in der Komödie – wäre das Spektakel des sterbenden Tiers nicht von so beispielloser Grausamkeit. Roca Rey wollte Serra übrigens verklagen. Begründung: Der Film sei zu gewalttätig.

INFO: ES/PT/F 2024. 124 Min. Von Albert Serra. Mit Andrés Roca Rey.

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