Iris Berben beim Filmfestival Kitzbühel: "Wir dürfen uns nicht zurücklehnen“
Der Österreichische Ehrenpreis ist vor allem in der Ostregion und im Süden Österreichs beheimatet, in Oberösterreich ist er ausgestorben – und in Tirol, im Allgemeinen, gefährdet. Nicht so am Dienstagabend: Da gab es in Kitzbühel einen Ehrenpreis – nicht die gleichnamige Pflanze, sondern die Auszeichnung: Iris Berben erhielt den Ehrenpreis des Filmfestivals Kitzbühel, das in seine 13. Ausgabe startete und heuer erstmals mit der KURIER ROMY kooperierte. Zur Eröffnung gab es den Film "Aufputzt is'" von Gery Seidl.
In ihrer Dankesrede bezog sich Berben (die 2018 die Platin-ROMY für das Lebenswerk erhielt) nicht nur auf den botanischen Verwandten der Gams-Trophäe (zusätzlich erhielt sie vom Juwelier Hügler einen Cocktailring), sondern insbesondere auch auf die anhaltenden, wenn nicht zunehmenden Herausforderungen für die Film- und Kulturbranche. „Wir brauchen geschützte Räume für unsere Arbeit, in der wir immer Suchende bleiben, die sich nackt machen, innerlich wie äußerlich, also verletzlich“, appellierte sie, die Kultur zu schützen.
„Wir brauchen diese Räume aber auch, um Möglichkeiten für den Diskurs zu schaffen, und nicht, diesen zu verhindern durch Ausgrenzung und Cancel Culture. Wir brauchen diese Orte, um das Verbindende zu suchen, das Trennende zu überwinden. Und für die Bereitschaft, gemeinsam Kompromisse zu erarbeiten. Das ist auch schmerzhaft für alle. Aber es ist eben auch die große Kraft der Kunst und der Kultur.“
Berben thematisierte auch die langwierige Arbeit daran, Frauen jenseits der 40 in der Filmwelt jene großen und zentralen Rollen zu verschaffen, die sie verdienen. „Da hat sich aufgrund unserer Hartnäckigkeit, unseres Kampfgeistes, unserer Forderung nach Gleichberechtigung, nach Sichtbarkeit endlich etwas bewegt. Aber wir sind noch lange nicht da angekommen, wo es hingehört“, sagt Berben, und betont: „Die neu gewählten, zunehmenden Autokraten“ versuchen gerade „weltweit, einen Backlash zu initiieren. Wir dürfen uns also nicht zurücklehnen. Es ist mehr als überfällig, Frauen ab 40 plus nicht nur als Beiwerk, als ,Frau von ...’, als lustige Facette oder skurrile Großmutter zu präsentieren. Sondern ihre Geschichten zu erzählen. Abgründige, widersprüchliche, lebensbejahende, suchende, erfolgreiche, überspitzte, wehmütige Geschichten. Geschichten, die von Träumen, Wünschen, von Verlust, Verdrängung, von Liebe, von Leidenschaft erzählen.“
Berben blickte zurück auf jene Hartnäckigkeit, die es braucht, um „nicht nur 15 Minuten Ruhm“ zu erleben. Und in die Zukunft: „Es gibt wirklich eine ganze Menge zu fordern und zu tun, aber ich bin auch extrem zuversichtlich. Eine junge, sehr starke Generation von Frauen und Männern ist mit sehr großem Selbstverständnis in dieser Branche an diese Themen dran. Und ich denke, wir geben den Staffelstab in gute Hände.“
Das Programm des Filmfestivals Kitzbühel reicht heuer von ORF-LandKrimi „Tod in Tirol“ über heimische Produktionen bis zu internationalen Premieren, schilderte Festivaldirektor Markus Mörth. „In einer algorithmisch gesteuerten Welt ist Kino ein Akt der Freiheit, der durch Neugierde lebt. Film und Medien sind mehr als Unterhaltung: sie sind der Spiegel der Gesellschaft und der Wächter unserer Freiheit. Das Filmfestival Kitzbühel setzt sich für den Nachwuchs ein, damit wir die Zukunft des Films gestalten“, so Mörth.
Vieles neu
Erstmals fand die Eröffnung des Filmfestivals Kitzbühel zur Eröffnung der Wintersaison statt. Es gibt bis Sonntag zahlreiche Filme, eine Drehbuchwerkstätte und Panels zu aktuellen Fragen aus Film und Fernsehen.
Am Freitag wird dann auf dem Gelände vor Schloss Kaps die KURIER ROMY (live auf ORF 2 um 21. 20 Uhr) verliehen.
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