So ist Bully Herbigs "Kanu des Manitu": Blutsbrüder mit Altherrenbart

Von Gabriele Flossmann
Wer die Neuauflage von „Die nackte Kanone“ gesehen hat, wird sich fragen, warum in den letzten Jahren so viele Filmklassiker wiederbelebt wurden.
Die Antwort ist naheliegend: Wenn alles andere versagt, wird einfach ein Erfolgsrezept verlängert: Fortsetzungen erfolgreicher Kassenknüller, sogenannte Sequels, gelten in Hollywood als Geldbringer mit Garantie. Aber nicht nur in Hollywood. Auch die europäische Filmbranche scheint in diese Zeitschleifen geraten zu sein – zumindest kreativ gesehen. Nun also: "Das Kanu des Manitu".
„Der Schuh des Manitu“, eine Parodie auf die beliebten Karl-May-Verfilmungen aus den 1960ern, gilt bis heute als einer der erfolgreichsten deutschen Kinofilme. Der bayrische Komiker Michael „Bully“ Herbig trat mit seinem „Schuh“ gegen alles, was an „Winnetou“ eine gutbürgerliche Projektion war:
Aus dem edlen Wilden und dem weißen Aussteiger, in die sich abenteuerlustige Langweiler wahlweise hineinträumten, machte Herbig zwei Idioten in der Midlife-Crisis.
Dass ein Witz auch als Instrument der Diskriminierung wahrgenommen werden kann, hat sich für den deutschen Komiker inzwischen gerächt. Immerhin hat sich in den letzten zehn Jahren allerhand geändert, weshalb sein „Schuh des Manitu“ inzwischen als rassistisch und noch mehr als queerfeindlich kritisiert wird. Letzteres vor allem wegen des schwulen Abahachi-Zwillingsbruders Winnetouch, der auf der „Puder Rosa Ranch“ eine Beautyfarm betreibt.
Auf keinen Fall eine "Woke Comedy"
Es ist keine neue Debatte: Komödien altern in den seltensten Fällen gut, sind sie doch Produkte ihrer Zeit. Das weiß auch „Bully“ Herbig, der mit dem Neu-Aufguss seiner Karl-May-Parodie auf keinen Fall eine „Woke-Comedy“ im Sinn hatte. Die gesellschaftlichen No-Gos anzusprechen und damit die Publikumsreaktionen auszutesten gehört für ihn als Comedian quasi zum Geschäft.
Unverdrossen lässt er daher die von ihm und Christian Tramitz gespielten Blutsbrüder noch einmal die Pferde satteln. Um eine Bande zu verfolgen, die das Kanu des Manitu stehlen will. Es kommt, wie es kommen muss: Die beiden werden in eine Falle gelockt, aus der sie in letzter Sekunde nur ihr alter Freund Dimitri retten kann – einmal mehr gespielt von Rick Kavanian.
Herbig führte bei diesem Abenteuer wieder die Regie. Das Drehbuch schrieb das Comedy-Trio gemeinsam. Die Messlatte für den Erfolg ist und bleibt wie schon für den Vorgängerfilm: Wie viel wird gelacht? Was das betrifft, so wird wohl bei diesem Sequel das Gelächter etwas leiser ausfallen und auch die Schenkel der Kinobesucher werden wohl weniger durch Klopfen strapaziert.
Aber für die Anhänger des Comedy-Trios – allen voran für die „Bully“-Fans – bietet der Film ein genügendes Maß an Schmunzelfaktoren – wenn man akzeptiert, dass inzwischen auch die Witze so etwas wie einen Altherrenbart tragen. Und wie steht es um den Vorwurf des respektlosen Umgangs mit den amerikanischen Ureinwohnern - den sich Macher von Schuh und Kanu des Manitu redlich mit Karl May teilen können – und der befürchteten Queerness-Feindlichkeit?

"Das Kanu des Manitu"
Der Film ist und bleibt eine Parodie und muss sich demnach nicht an nervige Dinge wie historische oder gar politische Korrektheit halten. Aber die Vorsicht möglichst nirgendwo anzuecken ist fühlbar und macht diverse Pointen schwerfälliger. Fortsetzung folgt – wahrscheinlich nicht.
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