Auch das gerade erschienene Fehlfarben-Opus „?0??“ ist – weil die Mitglieder der Band über ganz Deutschland verstreut leben – in Berlin und am Bodensee entstanden. Mit hörbaren Auswirkungen auf die Texte: „Die idyllischen hab ich am Bodensee geschrieben, wo wir uns im Hotel unseres Keyboarders Frank Fenstermacher getroffen haben“, erklärt Hein. „Die gemeinen Texte sind in Berlin entstanden, wo zwei von uns leben. Denn da will ich nie sein, da geht es ja zu, als wäre jeden Tag Karneval.“
Tatsächlich haben Fehlfarben mit „?0??“ ungeachtet des Bandalters von mehr als 40 Jahren nichts an Bissigkeit verloren. Über den kompromisslosen Rock-Sound, der Einflüsse von Punk und Ska verbindet, legt Hein mit ungeschönten, immer präzisen und spitzzüngigen Worten Schimpftiraden auf alles, was ihm politisch und sozial gegen den Strich geht – sei es der Zwang dazu, immer politisch korrekt zu agieren („Kontrollorgan“), die Europapolitik oder das Ende der Menschheit.
Hein spricht nicht gerne darüber, was genau hinter diesen Texten steht. Aber nicht deshalb, weil er damit den Hörern die eigene Interpretation verpatzen könnte, sondern weil er seine Texte sehr intuitiv schreibt.
„Ich hör mir die Musik an, die mir die Band bietet. Dann habe ich eine Idee und gehe, wenn wir zum Beispiel am Bodensee sind, in die Kneipe ums Eck. Dort schreibe ich den Text innerhalb weniger Minuten auf, gehe dann zurück und singe ihn. Und bis wir dann für eine Tour proben, vergesse ich ihn auch wieder.“
Grinsend fügt er hinzu, dass es noch einen weiteren Grund gibt: „Ich bin nicht so schlau, wie viele denken.“
Über den Song „Nachhaltig“, in dem er auf die Komplexität der Umweltproblematik anspielt, spricht er trotzdem: „Will man an einem Ende etwas verbessern, richtet man damit oft an anderen Stellen neuen Schaden an“, sagt er. „Deshalb passiert dann auch so viel Schönfärberei, wo viele plakative Worte in den Raum gestellt werden. Aber das ist alles nur Marketingsprech. Ich hatte lange genug damit zu tun, sodass mir das immer sofort sauer aufstößt.“
Marketingsprech kennt Hein aus seiner Zeit bei der Firma Rank Xerox in Düsseldorf. Ein Job, für den er 1981 aus der Band ausstieg – kurz nachdem Fehlfarben mit dem Debüt-Album „Monarchie und Alltag“ den Durchbruch geschafft hatten. Immer noch gilt diese Platte als eine der wichtigsten Produktionen der deutschen Szene. 1991 stieg Hein wieder bei Fehlfarben ein, behielt den Job aber, bis er 2003 „wegrationalisiert“ wurde.
Zum ikonischen Status von „Monarchie und Alltag“ sagt er: „Ich habe keine Ahnung, wieso diese Platte so hoch bewertet wird. Wir fanden uns damals nicht gut. Wir fanden uns zwar besser als die anderen, aber das heißt nicht, dass das so war. Ich fand die Platte auch vom Sound her blechern und nicht kongruent. Es war so ein Mischmasch aus zwei verschiedenen Sounds. Aber ich nehme all das, was man darüber sagt, gern zur Kenntnis und denke mir: Die werden schon recht haben!“ Am 10. 11. im Wiener Flex
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