Burgtheater-Doyenne Elisabeth Orth gestorben

Elisabeth Orth
Sie war eine der Theatergrößen des 20. Jahrhunderts, nun ist die Burgtheater-Schauspielerin Elisabeth Orth im Alter von 89 Jahren am Samstag in der Früh verstorben.

Dies teilte ihre Lebensbühne, das Burgtheater, mit. "Das Haus trauert um Elisabeth Orth, eine der prägendsten Stimmen unseres Ensembles. Sie war nicht nur eine großartige Künstlerin, sondern auch in ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement eine Instanz", zollte Direktor Stephan Bachmann Orth den höchsten Respekt.

Orth war nicht nur die Doyenne und Ehrenmitglied des Hauses, sondern auch Kammerschauspielerin, deren Lebensweg praktisch vorgezeichnet schien.

Geboren wurde Orth am 8. Februar 1936 in Wien als älteste jener drei Töchter (neben Christiane und Maresa Hörbiger), die allesamt erfolgreich in die Fußstapfen ihrer prominenten Eltern Paula Wessely und Attila Hörbiger treten sollten. Adolf Hitler schickte ein Glückwunschtelegramm „zur Geburt des Stammhalters“. In ihrem Buch „Märchen ihres Lebens“ (1975) arbeitete Orth auch die NS-Vergangenheit ihrer Eltern auf. Sie selbst hatte sich der Bürde des großen Namens der Schauspielerdynastie Hörbiger entledigt und benutzt den Familiennamen ihrer Großmutter mütterlicherseits.

Nach ihrer Ausbildung am Wiener Max-Reinhardt-Seminar war sie unter anderem am Ulmer Theater engagiert, später auch an den Bühnen der Stadt Köln und am Bayerischen Staatsschauspiel München (1964-68 und 1971). Seit 1973 ist sie festes Ensemblemitglied des Burgtheaters. 

Nach ihrem Debüt am Burgtheater 1965 war sie in rund 80 Inszenierungen am Ring zu sehen und arbeitete mit Größen wie Dieter Dorn, Otto Schenk oder Peter Zadek zusammen. 

Dazwischen war sie (1995-99) an der Berliner Schaubühne engagiert. An der Burg  beeindruckte stets mit ihrer Sprachkunst sowie der großen Wahrhaftigkeit ihrer Rollengestaltungen.

"Disziplin", sagte sie einmal zu ihrem Geheimnis. "Man darf sich’s nur streckenweise leicht machen. In unserem Beruf ist das Glück immer hart erarbeitet. Talent ist wichtig, aber Disziplin ist der Ritterschlag. Und übrigens: Die schönsten Rollen sind die unsympathischen."

Neben ihrem Bühnenengagement war die Schauspielerin, deren 1969 in der Ehe mit dem Schauspieler Hanns Obonya geborene Sohn Cornelius Obonya ebenfalls erfolgreicher Darsteller wurde, auch immer wieder für Film und Fernsehen tätig: So spielte sie in Michael Hanekes Zweiteiler „Lemminge“ (1978) wie 2004 an der Seite von Ruth Drexel in „Die Heilerin“. Im Kino war sie unter anderem in Klaus Maria Brandauers „Georg Elser - Einer aus Deutschland“ (1989), Stefan Ruzowitzkys preisgekröntem Heimatdrama „Die Siebtelbauern“ (1997) und zuletzt in der Komödie „Über-Ich und Du“ (2014) zu sehen.

Aber auch abseits des künstlerischen Scheinwerferlichts erhob Orth immer wieder ihre Stimme und engagierte sich vor allem gegen Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit. 

"Was mir Angst macht, ist die verlotterte, zerbröselnde Demokratie. Ich frage die Regierenden: Wisst ihr auch, was ihr alles einmal zurücknehmen müsst, um das Land wiederherzustellen? Ich habe große Wut, aber ich finde mich sehr stumm in diesen Zeiten", sagte sie zu ihrem 85er dem KURIER.

Nicht zuletzt hierfür erhielt sie 2009 das Bundes-Ehrenzeichen für Toleranz und Menschenrechte. Zu den weiteren Auszeichnungen der Künstlerin gehören die Kainz-Medaille, der Grillparzer- wie der Liselotte-Schreiner-Ring, die Wiener Ehrenmedaille, das Wiener Goldene Ehrenzeichen und 2015 der Nestroy als beste Schauspielerin. 

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