"SelFist" bei ImPulsTanz: Narziss auf dem Sprung in die Gegenwart

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Elisabeth Bakambamba Tambwe lässt die mythischen Figuren Narziss und Echo auf Roland Barthes treffen.

von Silvia Kargl

Elisabeth Bakambamba Tambwe, geboren in der Demokratischen Republik Kongo, lebt seit zwanzig Jahren in Wien und sorgt als bildende Künstlerin, Choreografin und Tänzerin für Performances, die durch die Verbindung von Ausstattung, Musik und Choreografie eine spezifische, stets auch politische Handschrift tragen. In der Uraufführung von „SelFist“ bei ImPulsTanz im NEST lässt sie diesmal die mythischen Figuren Narziss und Echo auf Roland treffen. Gemeint ist der französische Philosoph, Schriftsteller und Semiologe Roland Barthes.

Tambwe erzählt im Stück die Geschichte von drei Figuren. Ihre Rollengestaltung, erarbeitet mit Sunny Jana, Bishop Black und Max Mayer, unterscheidet sie von vielen anderen Choreografinnen und Choreografen der Gegenwart. Zuerst sehen wir Narziss, die Nymphe Echo, die immer nur die zuletzt gesagten Worte wiederholen kann und unglücklich in Narziss verliebt ist, und Roland in einem Video. Dann erobern sie die Bühne, einzeln, nebeneinander, und stets auf die anderen schielend. Die oft skulpturale Choreografie Tambwes zeigt, wie sich Echo (Jana) räkelt, auf Plateauschuhen unsicher durch die Welt wackelt. Immer wieder verhüllen die Performer ihre Körper in Tüchern, bleiben auf einer zeitlosen Ebene präsent. Echo und Narziss (Bishop Black) suchen nach der Erfüllung eigener Sehnsüchte, auch nach sexueller Bestätigung. Doch ihre Selbstbezogenheit bleibt dominant. 

Max Mayer als der forschende Roland holt die Gegenwart in den Mythos. Großartig, wie er Narziss und Echo in der Erde verankert, und in der Rolle eines forschenden Wissenschaftlers ihre Körpersprache untersucht. Mit den am Ende filmisch ins Wasser tauchenden Figuren erinnert die Ästhetik Tambwes an die letzten Arbeiten Florentina Holzingers.

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