Über „ungelegte Eier“ will man im Büro von Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer nicht reden. Das gelte auch für das Haus der Geschichte Österreich (HdGÖ).
Am Montag war zu lesen, dass dieses, 2018 redimensioniert eröffnet, laut APA von der Neuen Burg am Heldenplatz in das Museumsquartier (MQ) wechseln könnte. Das Ei ist also längst gelegt, es wird eifrig gebrütet. Im Staatssekretariat unterdrückt man dennoch das Gackern – und bleibt vage: „Derzeit werden mehrere Möglichkeiten geprüft, von denen keine spruchreif ist.“
Allerdings wissen die Gesprächspartner Ihres Tratschpartners nichts von mehreren Möglichkeiten, die geprüft werden könnten. Denn ein großzügiger Neubau mit signalhafter Architektur und zudem an einem geschichtsträchtigen Standort (wie dem Heldenplatz) ist gegenwärtig unfinanzierbar. Dies gestand auch Andrea Mayer ein.
Das MQ ist derzeit daher alternativlos. Und im Prinzip keine blöde Idee. Denn das Kulturareal beheimatet mehrere Museen und Ausstellungsforen, darunter das Architekturzentrum, die Stiftung Leopold, die städtische Kunsthalle und das mumok.
Ausgangspunkt der Überlegungen dürften die ungenützten Dachstühle des sogenannten Fischer-von-Erlach-Trakts gewesen sein. Gemeint sind die Hofstallungen aus der Barockzeit, die als lang gezogener Baukörper den Abschluss des „Kaiserforums“ bilden. Doch da legte sich das Bundesdenkmalamt gleich einmal quer.
Nach der Revolution von 1848 – und damit schon in der Zeit, mit der sich das HdGÖ zu beschäftigen hat – ließ der neue Kaiser die Hofstallungen von Leopold Mayer erweitern: Hinzu kamen weitere Trakte, verbindende „Spangen“ und auch die Winterreithalle, die nun für Veranstaltungen genutzt wird. Zudem wurde die Lücke zwischen dem Fischer-von-Erlach-Bau und der Mariahilfer Straße geschlossen.
Bei der Realisierung des Museumsquartiers in den 1990ern hatte das Denkmalamt keine Einwände, Teile jener zwischen 1850 und 1854 entstandenen Baukörper abzubrechen. Es ist daher zu erwarten, dass auch bei diesem Haus keine Einwände erhoben werden. Zumal es bereits in den 1980ern massive Eingriffe gab, als für das heute nicht mehr existente Tabakmuseum ein in den sogenannten Klosterhof hinausragender Veranstaltungssaal realisiert wurde.
Machbarkeitsstudie
Ein HdGÖ am neuen Standort würde allerdings nur sinnvoll sein, wenn es das gesamte Haus (samt ausgebautem Dachboden) bespielt. Es geht also darum, derzeitige Mieter und Nutzer – der Dschungel hat dort seine Probebühne – abzusiedeln. Dies ist wohl der Grund für Mayers Zurückhaltung: Sie will verhindern, dass sich Widerstand formiert. Bettina Leidl, die Chefin des MQ, soll bereits Feuer und Flamme für das Projekt sein. Und es gibt auch schon eine – unter Verschluss gehaltene – Machbarkeitsstudie.
Nach der Absiedelung des HdGÖ könnte das KHM in der Hofburg endlich die Relieftafeln des Heroons von Gölbasi (Trysa) präsentieren. Allerdings wäre es naheliegend, die Räume (in unmittelbarer Nähe zu jenem „Balkon“, auf dem Adolf Hitler im März 1938 den „Anschluss“ verkündet hat), für die dauerhafte Beschäftigung mit der NS-Zeit und dem Holocaust zu nutzen. Denn in diesem Bereich hat das HdGÖ unter der Leitung von Monika Sommer mit seinen temporären Ausstellungen wichtige Vorarbeiten geleistet.
thomas.trenkler
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