Vergessener Foto-Pionier im Fokus

Das nahe gelegene tschechische Brünn ist derzeit speziell für Fotografie-Fans einen Ausflug wert. In der Mährischen Galerie in Brünn (Moravska galerie v Brne) ist dem Fotokünstler Rudolf Koppitz seit 5. April die Ausstellung "Rudolf Koppitz – Photogenie" gewidmet, die ihn als Meister zwischen Piktorialismus, Art Deco und Heimatkunst zeigt. Koppitz (1884-1936) zählt zu den herausragenden Fotografen Österreichs in der Zwischenkriegszeit, ist heute allerdings nur mehr einem kleinen Kreis bekannt. In Brünn kann man sein Wissen um die österreichische Fotografiegeschichte auffrischen.
Ko-Organisator der Ausstellung ist das Wiener Photoinstitut Bonartes, das einen großen Teil des Koppitz-Nachlasses verwaltet. Man zeigt in Brünn bis zum 7. Juli 150 Arbeiten aus allen Schaffensphasen. Das Spektrum reicht von Aktstudien bis zu frühen Landschaftsarbeiten in Kunstdrucktechnik, von Fotoserien als Aufklärungsflieger bis zu Werken aus der 1936 im Wiener MAK gezeigten Schau "Land und Leute", die 500 seiner Arbeiten vornehmlich mit ländlichen Motiven präsentierte.
Aufklärungsfotografien
Sein Hang zum Ornament und die Vorliebe für stilisierte Kompositionen kommen bei Koppitz nicht zuletzt aus dem Einfluss der Wiener Secessionisten. Mit diesen kam der Künstler, der 1884 in Schreiberseifen bei Freudenthal geboren wurde und zunächst in Schlesien eine Fotografielehre absolvierte, in Kontakt, als er die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien besuchte. Auch technisch gehörte Koppitz zu den Pionieren seines Mediums, als er bei seinem Einsatz im Ersten Weltkrieg mit Aufklärungsfotografien über dem Feindesland an der Isonzofront spektakuläre Arbeiten abliefert. Nach dem Krieg wird er Lehrer an der Graphischen, wobei sich unter seinen Schülern so klingende Namen wie der legendäre Kameramann Wolf Suschitzky finden.
Anfänge mit Aktfotografie
In den frühen 1920ern begann Koppitz mit ersten Aktaufnahmen. Auch seinen international wohl größten Erfolg hatte der Fotograf mit einer Aktaufnahme, als die "Encyclopaedia Britannica" sein Werk "Bewegungsstudie" aus 1925 als prominentestes Beispiel unter dem Schlagwort "Kunstfotografie" abdruckte. In den 1930ern wandelt sich Koppitz' Stil schließlich vom Symbolismus zusehends zum Sachlich-Dokumentarischen, worauf bevorzugt bäuerliches Leben und sportliche Szenen in den Fokus genommen wurden.
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