„Es war eine spannende Erfahrung, diese Reise in die Vergangenheit anzutreten. Wir haben dazu ausführliche Gespräche mit der Podcast-Macherin, der Journalistin Stefanie Groth geführt. Zudem hat sie diverse Freunde interviewt und ist mit uns auf Tour gefahren. In der Tat ist uns dabei aufgefallen, dass sie bisweilen besser über unsere Geschichte Bescheid wusste, als wir selbst. In 30 Jahren vergisst man doch so einiges. Und wie man so schön sagt: Wer sich an die Neunzigerjahre noch erinnern kann, ist nicht dabei gewesen“, sagt der Sänger, Vordenker und Gitarrist der Band, Dirk von Lowtzow, dem KURIER.
Deshalb falle es ihm auch etwas schwer, sich an das erste Konzert in Wien zu erinnern: „Es fand wohl 1994 als Vorgruppe der Blumfeld-Tour in der Szene Wien statt. Am nächsten Abend absolvierten wir noch einen Auftritt im sogenannten ,Art Club“, einer Bar im Alten AKH, auf Einladung der mittlerweile leider verstorbenen Künstlerin Linda Bilda. Ich weiß noch, dass ich an besagtem Abend bis zur Selbstzerstörung betrunken war und schließlich von einem Barhocker gefallen bin. Es war eine herrliche Zeit – und eine schreckliche Erfahrung.“
Samstag ist Selbstmord
Die Musiker, die sich 1993 in Hamburg angefreundet haben, waren zu dieser Zeit noch zu dritt (ohne Rick McPhail) unterwegs. Der Seitenscheitel saß tief, die Cordhosen locker und die Trainingsjacken rochen nach Humana, Bier und Zigaretten. Man wollte zu schlecht wie windschief eingespielten Gitarren „drüben auf dem Hügel“ sein und war sich sicher: „Samstag ist Selbstmord“. Mit dem herrlich lärmenden Debütalbum „Digital ist besser“ (1995) konnte das Trio auch bald eine „Jugendbewegung“ hinter sich versammeln – es war die Geburtsstunde der „Generation Tocotronic“.
Dirk von Lowtzow blickt auf diese Anfangszeiten zufrieden zurück. „Ich persönlich finde rückblickend alles gut so, wie es gelaufen ist. Aber es ist natürlich nicht alles Gold, was glänzt. Und es gilt, damals wie heute: Im Zweifel für den Zweifel!“
Neues Album
Die Band arbeitet in Berlin gerade an neuen Songs: „Ich komme gerade aus dem Studio, wir arbeiten gerade an unserem 14. Album. Eine freudvolle Erfahrung, das neue Material beginnt zu leben. Wann genau dieses erscheinen wird, vermögen wir allerdings noch nicht genau zu sagen. Man wagt in diesen Zeiten keine Prognosen mehr.“ Ob es eines der neuer Lieder am Sonntag (12. November) nach Wien schaffen, bei der restlos ausverkauften Show im Wiener Konzerthaus vorgestellt werden wird, darf bezweifelt werden. Erwarten dürfe man sich hingegen eine Melange aus 30 Jahren Trocotronic: „Milch, Kaffee und viel Zucker“.
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