„Die Ziege oder Wer ist Sylvia?“: Wohnzimmerhöhle als Beziehungshölle

Gleich geht’s rund: Joseph Lorenz, Sandra Cervik und Julian Valerio Rehrl
Elmar Goerden inszenierte in den Kammerspielen der Josefstadt eine doch nicht so tolle Boulevardkomödientragödie von Edward Albee

Man nimmt gerne die haarsträubendsten Geschichten für bare Münze – und sieht auch über völlig unlogische Entwicklungen hinweg. Wenn das, was im Theater geboten wird, gut gemacht ist. In den Kammerspielen der Josefstadt aber wird man bei „Die Ziege oder Wer ist Sylvia?“ – die Premiere war am Samstag – immer öfter stutzig. Da passt zu vieles nicht. Und nicht mehr in die Zeit.

Im Gegensatz zum Original ist der erfolgreiche US-Architekt Martin um zehn Jahre älter, also 60, und hat die Midlife-Krise schon hinter sich. Joseph Lorenz, bloßfüßig gewandet wie ein Zen-Meister, ruht denn auch recht zufrieden in sich. Dass der Reporter Ross sein Jahrgangskollege gewesen sein soll, fällt zu glauben schwer: Michael Dangl, sehr geschäftig, wirkt um mindestens eine Generation jünger. Er darf in der amorphen Wohnzimmerhöhle nach Bauart von Zaha Hadid, die den Luxus der Reduktion ausstrahlt (von Silvia Merlo und Ulf Stengl), ein Interview mit dem Jubilar führen. Wohl aus Angst vor Dieben trägt er sein Retro-Waffenrad herein. Wie er das Stativ für die GoPro transportiert hat, bleibt ungeklärt.

 

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