Nachtkritik: Jubel für ein enges "Weites Land"

Nachtkritik: Jubel für ein enges "Weites Land"
Der Burg gelingt zur Saisoneröffnung ein großer Erfolg.

Mit einem großen Erfolg beim Publikum eröffnete das Burgtheater in der Akademie seine neue Spielzeit: Bei der Premiere von Arthur Schnitzlers oft gespieltem modernen Klassiker "Das weite Land" gab es langen Jubel und viele Bravos für Darsteller und Regieteam.

Barbara Frey verdichtet Schnitzlers Tragikomödie auf knapp zweieinhalb Stunden, der scheingemütliche Konversationston verschwindet, übrig bleiben nur die wichtigsten Sätze, die dadurch enorm an Schärfe gewinnen. Auf schwarzer Einheitsbühne (Martin Zehetgruber) erleben wir ein düsteres Kammerspiel, dessen Pointen vielleicht gerade deshalb perfekt zünden. Die Seele ist hier weniger ein weites, als ein enges Land: Die Personen sind dunkle, fast durchsichtige Gespenster, die nur spielen wollen, einander dabei zerstören und halb bewusstlos Richtung Ersten Weltkrieg taumeln.

Publikumsliebling Michael Maertens verzichtet auf seinen typisch singenden Ton und gibt den Hofreiter als aasigen Kapitalisten der Gefühle auf dem Selbstzerstörungstrip. Katharina Lorenz spielt dessen Frau Genie berührend, eine heilige Sünderin am Rande des Verstummens. Das übrige Ensemble hält das hohe Niveau.

 

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