Die Rückkehr der Rockfestivals: Zusammen ist man weniger allein

Die Rückkehr der Rockfestivals: Zusammen ist man weniger allein
Mit dem ausverkauften Nova Rock meldet sich der Festivalzirkus wieder in Österreich zurück. Und ja, auf eine Art hat das gefehlt

Rache wird in vielen verschiedenen Formen verabreicht. Das gilt auch für das C-Virus: Dass uns zwei Jahre von ihm so gut wie alles verleidet wurde, was Spaß macht, sorgt dafür, dass die Menschen – aus Rache! – heuer beispielsweise mehr reisen als vor der Pandemie.

Und die Neigungsgruppe Rockmusik wälzt sich ab Donnerstag, ein bisschen wohl auch aus Rache, wieder im Schlamm. (Oder im Staub, je nachdem, wie das Wetter wird, es soll schön werden.) Denn mit dem Nova Rock (9. bis 12. Juni) feiern die großen Festivals auch in Österreich wieder ihr Comeback nach der Pandemie.

Und auch wer sich über das durchkommerzialisierte Jahrmarktgetue – mit Riesenrad, Spontan-Tattoo-Shop und Bungee-Kran – einst nicht ganz zu Unrecht mokiert hat, könnte ein wenig Freude verspüren: Auch Normalität wird in vielen Formen verabreicht. Und die Kurzzeit-Freilandhaltung junger Menschen mit Musikbeschallung ist eine davon, und beileibe nicht die Schlechteste.

Wenn also Mitte der Woche der Nachwuchs bzw. der Ehepartner (der Altersschnitt beim Nova Rock ist eher Oberkopfglatze als Oberstufe) beginnt, mit gewichtiger Miene Bierdosen auf fahrbare Untersätze zu stapeln, kurze Hosen oder Ganzkörperbananenanzüge anzuziehen und sonstige Oberbekleidung sowie Sonnencreme abzulehnen, dann ist wieder Rockfestivalzeit.

Und die hat schon zu Beginn etwas beruhigend Konservatives: Als hätten sie die letzten zwei Jahre einfach im Backstagebereich von Nickelsdorf gewartet, stehen gleich wieder jene Bands auf der Bühne, die auch schon vor zehn Jahren beim Nova Rock nicht neu gewesen wären. Muse, Placebo, Volbeat und Billy Talent sind unter den Headlinern, und nein, man hat sich nicht im Jahr verschaut.

Die Rückkehr der Rockfestivals: Zusammen ist man weniger allein

Und Bands mit Frontfrauen bzw. einem höheren Frauenanteil als das durchschnittliche Bürgermeistertreffen kriegen offenbar immer noch kaum ein Visum für das Burgenland. Auch hier muss sich also niemand vor zu viel Gegenwart fürchten. Wem im Lockdown besonders singende Männer mit Tattoos abgegangen sind, kann diesen Mangel in Nickelsdorf wunderbar ausgleichen.

 

In Nickelsdorf
Das erste große Festival nach der Pandemie läuft von kommendem Donnerstag bis Sonntag (9. bis 12. Juni) im Burgenland. Es ist ausverkauft.

Das Programm
Muse, Placebo, Volbeat und Billy Talent sind unter den Headlinern. Weiters treten u. a. auf: Deichkind, Sportfreunde Stiller, Rise Against, Evanescence, Kraftklub, Korn, Maneskin, Seiler und Speer, Five Finger Death Punch und Haddaway & Dr. Alban.  

Coronamaßnahmen
Gibt es keine mehr.

Ruppiger Start

Sonst aber birgt der Neustart des Festivalzirkus international durchaus einige Fragezeichen, und damit sind gar nicht einmal die Affenpocken gemeint: Beim derzeit laufenden Primavera-Festival in Barcelona häufen sich die Beschwerden, dass die einst gut geölten Festival-Abläufe ordentlich eingerostet sind. Lange Schlangen bilden sich, durchaus mit Zusammenhang, vor Getränkeausgabe und Klos.

Immerhin hat die Branche schon während der Pandemie darauf hingewiesen, dass viele jener, die früher für den reibungslosen Ablauf von Festivals gesorgt haben, sich in der Krise einen anderen Job suchen mussten. Und diese würden nun nicht zurückkehren. Das gilt auch für Catering und Security bis hin zu den Infrastrukturdienstleistern und Transportfirmen.

Ausverkauft

Etwaige Anlaufschwierigkeiten wären immerhin ein neues Gefühl für die Nova-Rock-Besucher, denn dort hat die letzten Jahre alles – inklusive Anreise – wie am Schnürchen geklappt. Rund 50.000 Gäste waren zuletzt die Norm; auch heuer meldete man "ausverkauft". Heurigenbänke, Haustiere und Waffen müssen übrigens zu Hause bleiben. Und wieder wird man angehalten, auf dem Gelände keine Löcher zu graben. Sonst aber: Rock ’n’ Roll.

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