Die Angelegenheit ist nicht unpikant. Denn Mayer und Meindl kennen sich seit drei Jahrzehnten: Sie arbeiteten in den frühen 90er-Jahren für den damaligen Kunstminister Rudolf Scholten (SPÖ). Meindl wurde später Diplomat und arbeitete ab 2008 im Kabinett von Kanzler Werner Faymann (SPÖ). Mayer hingegen wurde 2007 von Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) zur Kunstsektionschefin bestellt.
Nach der Fusion mit der Kultursektion unter Minister Josef Ostermayer (SPÖ) war Mayer für beide Bereiche zuständig. Doch nicht lange: 2017 wechselte sie in die Präsidentschaftskanzlei – und zum Ex-Grünen Alexander Van der Bellen.
Thomas Drozda, der nächste Kulturminister (SPÖ), bestellte seinen Freund Meindl zu Mayers Nachfolger. Drei Jahre später wurde Mayer, von den Grünen in personeller Not zur Kulturstaatssekretärin berufen, quasi die Chefin von Meindl. Konfliktpotenzial bot unter anderem das Regierungsvorhaben, eine Kunst- und Kulturstrategie auszuarbeiten. Denn Mayer ist keine Strategin, sie folgt eher dem Motto „Die Wege entstehen im Gehen“ von Alfred Gusenbauer. Und so gab es in den letzten zwei Jahren nur eher unstrukturierte Diskussionsveranstaltungen.
Für diesen Prozess sollte eigentlich Lorenz Birklbauer zuständig sein, der die Stabsstelle Kunst- und Kulturstrategie leitet. Auf dessen Know-how griff Mayer aber nicht wirklich zurück: Sie ließ von außen Veranstaltungen (zum Beispiel im Volkstheater) organisieren, die geradezu erbärmlich waren. Und Mayer scheint auch nicht wirklich an einem ausformulierten Endergebnis interessiert zu sein. Gegenwärtig denkt man in ihrem Büro bloß über eine „Broschüre“ nach. Von der Kunst- und Kultursektion wurde aber niemand eingebunden.
Meindl wird die weiteren Entwicklungen aus der Ferne beobachten: Ab 1. September residiert er wieder als Botschafter in Brüssel. Wer ihm nachfolgen wird, ist noch nicht entschieden. Vergangenen Mittwoch fanden die Hearings statt.
Und auch diese Situation ist nicht ganz unpikant. Denn drei Personen aus der Sektion sind gegeneinander (und gegen zwei externe Bewerber) angetreten. Neben Birklbauer die Gruppenleiterinnen Theresia Niedermüller und Kathrin Kneissel. Die eine ist für Beteiligungsmanagement und Steuerung zuständig, die andere für Förderwesen und Internationales. Von den Erfordernissen her würde manches für Birklbauer und vieles für Kneissel sprechen. Doch Birklbauer wird dem bürgerlichen Lager zugerechnet – und Kneissel dem sozialdemokratischen. Dass sich Mayer für ihre langjährige Mitstreiterin Kneissel starkmacht, ist wohl nicht zu erwarten. Denn Niedermüller, aus dem Finanzministerium geholt, hat zumindest einen grünen Anstrich. Aber sie dürfte auch ohne grüne Machterhaltsüberlegungen eine gute Lösung sein: In der Sektion spricht man in hohen Tönen über Niedermüller und ihre effiziente Arbeit.
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