Neuer Bildband: Die Geschichte der Bling-Bling-Kultur

Er gehört zum Hip-Hop wie die fetten Beats und das gesprochene Wort: Schmuck. Ohne Halskette in Fahrradschloss-Ausführung, ohne diamantenbesetzte Armreifen, „Grillz“ im Goscherl und sündteure Uhren ums Handgelenk geht in diesem Genre nur noch wenig. Bling-Bling, also glänzender Schmuck sowie Accessoires, gehört zum Statement einer kollektiven Identität.
Ein nun bei Taschen veröffentlichter Bildband umspannt die gesamte Geschichte des Hip-Hop-Schmucks von den 1980ern bis heute. Hunderte von Fotos zeigen wichtige Rapper der vergangenen Jahre – von den Anfängen mit Run-DMCs goldenen Adidas-Anhängern als Street-Accessoire bis hin zu einer für Normalsterbliche unleistbaren Luxus-Designerkultur von Balenciaga und Co., mit der sich Kanye West oder Drake gerne zeigen.

Mehr ist mehr
Dass dahinter mehr steckt als nur Protz, erörtert Vikki Tobak, die Autorin des Buches, auf anschauliche Weise. Einige der Rapper kommen auch selbst zu Wort und schildern ihre persönliche Verbindung zum Edelmetall. Viele Beteiligte in der Hip-Hop-Branche hatten von Beginn an eine Affinität zu auffälligen Accessoires. Einer der Vorreiter war Kurtis Blow, der erste Rapper mit einem Major-Label-Vertrag, der mit dem Coverfoto seines ersten und selbstbetitelten Albums Anfang der 1980er-Jahre eine Art Schablone für die danach folgenden Hip-Hop-Alben ablieferte: Auf der nackten Brust ließ er unzählige (noch dezente) Ketterln und Anhänger funkeln.
Mit steigender Popularität des Genres wuchsen dann auch die Ausmaße der getragenen Schmuckstücke. In den 1990ern, als der Hip-Hop im Mainstream angekommen war, war Unterstatement etwas für Schwächlinge. Während der klassische Mann gerade einmal in eine Rolex oder Manschettenknöpfe investierte, nahm der Hip-Hop eine Vorreiterrolle ein: Ohrringe aus Brillanten, fette Armbänder, Ringe, die über mehrere Finger gingen.
Mittlerweile ist die Hip-Hop-Kultur, die ihre Wurzel in den Armenviertel New Yorks hat, längt in der Upperclass angekommen: Renommierte Modehäuser und Luxus-Marken nehmen Künstler exklusiv unter Vertrag, um mit ihnen sündteure Kollektionen auf den Markt zu bringen. Diesem (dunklen) Teil der Geschichte ist im ansonsten empfehlenswerten Bildband aber leider kein eigenes Kapitel gewidmet.
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