Die Ausbeute eines Ausflugs in die Kulturforen der Welt

Die Ausbeute eines Ausflugs in die Kulturforen der Welt
Die Schau „On the Road Again“ im Wiener Künstlerhaus zeigt bis 21. 5. Projekte, die um die Welt gingen

„Die Taschen voller Geld“, von denen Karel Gott einst sang, hatten die 24 Künstlerinnen und Künstler bzw. Kollektive zwar nicht. Aber immerhin waren es jeweils 7.000 Euro, ausgegeben von der Sektion für internationale Kulturangelegenheiten dse Außenministeriums, kurz „Auslandskultur“ – mit dem Ziel, ein Ausstellungsprojekt in einem Österreichischen Kulturforum zu realisieren. Die „Post-Covid-Initiative“ sollte die Energie und Beharrlichkeit heimischen Kunstschaffens unter Beweis stellen.

Das tut nun auch die Gruppenschau „On the Road Again“ im Wiener Künstlerhaus, bei der alle geförderten Projekte bis 21. Mai noch einmal kompakt zusammengestellt zu sehen sind.

Ein durchgehendes kuratorisches Konzept ist angesichts des recht breit gefassten Spektrums – gefragt waren Beiträge zum Thema „Umbruch in Gesellschaft und Ökologie“ – nicht wirklich zu erwarten. Dennoch gibt es Kristallisationskerne und Berührungspunkte zwischen den Arbeiten, die mitunter recht spezifisch auf die ursprünglichen Ausstellungsorte – Österreichische Kulturforen in aller Welt – abgestimmt wurden, wie Initiator Simon Mraz erklärt.

So ging etwa die Bildhauerin Rosemarie Lukasser auf die lange Geschichte des Terrakotta-Abbaus in der Vojvodina ein, um jene Figuren zu schaffen, die 2022 in der Kulturhauptstadt Novi Sad gezeigt wurden. Dargestellt sind Menschen, die auf Handys starren, nirgendwo verwurzelt scheinen.

Die Ausbeute eines Ausflugs in die Kulturforen der Welt

Resilient reisen

Das Thema der Resilienz und des Überlebenswillens begegnet bei einigen der gezeigten Arbeiten – etwa dem Projekt „Notgalerie“, bei dem der Künstler Reinhold Zisser eine einst als Kunst-Ort genützte Holzkirche abbaute (der KURIER berichtete) und in neuen Kontexten wieder aufstellt: Im vorliegenden Fall ging es nach Tel Aviv/Israel.

Künstler Paul Spendier ersann ein Baukastensystem, um Bäume zu zerlegen und wieder aufbauen zu können (etwa im Kulturforum in Washington, D. C.); Rainer Prohaska brachte Holzbalken im Zug nach Rom, um dort eine Skulptur in Form eines riesigen Rollkoffers zu realisieren. Olaf Osten spürte wiederum Verbindungen zwischen den Menschen in Wien und Bosnien nach, indem er mit Erinnerungen behaftete Bilder auf Vorhänge malte und diese in Sarajevo im öffentlichen Raum flattern ließ.

Auch wenn sich im letztgenannten Fall der Kontext nicht so gut in die Künstlerhaus-Galerie übersetzt, ist das Signal stark genug: Abseits der puren Projektdokumentation gelingt es hier, zu zeigen, dass die Kunst auch im Krisenfall Wege findet, den Blick auf die Welt zu bereichern. Michael Huber

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