Deutscher Jazzmusiker Emil Mangelsdorff 96-jährig gestorben

Jazzlegende Emil Mangelsdorff ist tot
Der Saxofonist war einer der bedeutendsten Wegbereiter im deutschen Jazz. Der Frankfurter starb im Alter von 96 Jahren.

Die Jazzwelt trauert um Emil Mangelsdorff: Der Frankfurter Saxofonist starb im Alter von 96 Jahren in seiner Heimatstadt, wie die hessische Staatskanzlei und der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann am Samstag mitteilten. Nach Informationen des Jazzinstituts Darmstadt starb Mangelsdorff am Donnerstag.

Emil Mangelsdorff war der ältere Bruder des Jazz-Musikers Albert Mangelsdorff (1928-2005), dessen Instrument der Wahl die Posaune war. Die beiden gingen musikalisch getrennte Wege, spielten aber auch immer wieder zusammen.

Als Jugendlicher erfuhr der gebürtige Frankfurter, dass seine Lieblingsmusik als subversiv galt: Im NS-Regime spielte er trotz Verbots im Hinterzimmer eines Frankfurter Hotels mit Freunden amerikanischen Swing. Damit die Polizei keinen Verdacht schöpfte, wurden die Jazztitel "eingedeutscht". Aus dem "Tiger Rag" wurde "Die Löwenjagd im Taunus", aus dem "St. Louis Blues" die "St.-Ludwigs-Serenade". Zeit seines Lebens hat sich Mangelsdorff als radikaler Demokrat verstanden. Als Zeitzeuge berichtete er Jugendlichen über Ausgrenzung und Unterdrückung im NS-Regime.

Am Dr. Hoch's Konservatorium in Frankfurt studierte Mangelsdorff Klarinette - ehe er wegen "Wehrkraftzersetzung" 1943 kurzzeitig inhaftiert und 1944 an die Ostfront geschickt wurde.

Geprägt wurde Emil Mangelsdorff von Swing und Bebop. Seine Vorbilder: Charlie Parker und Lee Konitz, der oft in Frankfurt bei Mangelsdorff zu Gast war. Mit Charles Mingus spielte er zusammen in New York. Am Altsaxofon ließ Mangelsdorff mit einfühlsam-melodiösen Balladen die Herzen im Publikum schmelzen. Emil Mangelsdorff liebte auch die sogenannte klassische Musik - seine 1973 gestorbene erste Frau Simone war Opernsängerin. Seinen besonderen Sound brachte er in Bands ein, die Namen trugen wie Two Beat Stompers oder Frankfurt All Stars. 1966 gründete er die Swinging Oil Drops.

Mangelsdorff trat zu Konzerten in ganz Deutschland auf. Auch im hohen Alter spielte er mit seinem Quartett regelmäßig im Frankfurter Holzhausen-Schlösschen.

 

Kommentare