Der wahre Endgegner des Terminators ist die Realität

von Georg Krierer
Im Jahr 1984 schickte James Cameron Arnold Schwarzenegger als T-800 in die Kinos: sein „Terminator“ war ein Killerroboter mit Lederjacke und Sonnenbrille, der mit dem Satz „I'll be back“ die Filmwelt eroberte. Heute, mehr als 40 Jahre später, kämpft der dreifache Oscar-Preisträger mit einem Problem: Die Realität hat seine Fantasie eingeholt.
In einem Interview mit CNN gesteht Cameron, dass er Schwierigkeiten hat, das Drehbuch für den geplanten siebten Teil der Terminator-Reihe zu verfassen. Nicht, weil er mit der Fertigstellung von „Avatar: Fire & Ash“ zu beschäftigt wäre, sondern weil die Welt selbst seinen Stoff schreibt: „Ich habe die Aufgabe bekommen, eine neue Terminator-Story zu entwickeln, aber ich weiß nicht, was ich sagen soll, das nicht von realen Ereignissen überholt wird. Wir leben gerade in einem Science-Fiction-Zeitalter,“ so Cameron im Interview.

Und tatsächlich: Was 1984 noch spekulative Fiktion war, wirkt im Jahr 2025 erschreckend real. Von Militärrobotern und Drohnen über Deepfakes, die jeden zum falschen Arnie machen können, bis hin zu Chatbots, die Stimmen imitieren – wir sind längst näher am Skynet, als uns lieb ist. Während Zeitreisen nach wie vor im Reich der Fantasie liegen, ist der Rest längst Alltag – Bedrohungen, welche eher an eine Dystopie als an eine friedliche Zukunft erinnern. „Terminator“ war einst ein Warnruf vor einer möglichen Maschinenherrschaft. Heute sind es Schlagzeilen über künstliche Intelligenz, die Befürchtungen auslösen, Algorithmen könnten schon bald klüger agieren als der Mensch selbst.
Was einst Vision war, ist heute Gegenwart. Der Regisseur, der mit „Titanic“ und „Avatar“ Filmgeschichte schrieb, bringt das Dilemma auf den Punkt: „Der einzige Ausweg besteht darin, unsere Intelligenz, unsere Neugier und unser technisches Wissen zu nutzen, aber auch die drastischen Wahrscheinlichkeiten wirklich zu verstehen, mit denen wir konfrontiert werden.“
Camerons Dilemma zeigt, dass die größte Konkurrenz für seine „Terminator“-Reihe nicht Hollywood ist, sondern die Wirklichkeit selbst. Vielleicht besteht die wahre Herausforderung nicht darin, eine neue Bedrohung aus der Fantasie zu erschaffen, sondern die reale Bedrohung so zu erzählen, dass sie auf der Leinwand noch größer wirkt als in der Wirklichkeit. Denn die schreibt im Moment Geschichten, die selbst ein T-800 nicht mehr toppen könnte.
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