14 von 15! Das ist eine Ansage! Gleich 14 Werke, die noch nie bei einem Neujahrskonzert gespielt wurden, präsentieren Dirigent Franz Welser-Möst und die Wiener Philharmoniker dem Publikum im Musikverein und Millionen Menschen in aller Welt vor den TV-Bildschirmen.
Und das kam so. Welser-Möst: „Ich habe mir vor etwa fünf Jahren alle Stücke der Strauß-Dynastie und auch jene von Joseph Lanner aus purem Interesse besorgt. Das hat viele Laufmeter in meiner Bibliothek gemacht. Und während der Zeit der Pandemie und der Lockdowns habe ich sie alle studiert und dabei unglaubliche Schätze gefunden. Als mir die Philharmoniker die Leitung des Neujahrskonzerts übertragen haben, war sofort klar: Diese Schätze müssen gehört werden.“
Wobei der Dirigent auch einräumt: „Anfangs gab es einige Diskussionen, aber sehr schnell haben die Philharmoniker Feuer gefangen. Und ja, das ist ein Risiko. Aber ich liebe die Herausforderungen und das Orchester ebenso.“ Dass die Proben für das Konzert besonders intensiv waren, versteht sich. Denn, so Welser-Möst: „Das Neujahrskonzert ist musikalisch das schwierigste. Da kommt es wie in einer gut gemachten Komödie auf das perfekte Timing an. Man hat oft nur Sekundenbruchteile Zeit, die eine oder andere Entscheidung in Sachen Tempi zu treffen. Aber wir werden auf eine wunderschöne Entdeckungsreise gehen.“
Und der Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer ergänzt zum Thema Proben: „Jedes Mal, wenn ich zur Probe gegangen bin, habe ich ein unglaubliches Glücksgefühl empfunden. Da wusste ich wieder, dass ich den schönsten Beruf der Welt habe. Wir freuen uns aber auch sehr, dass wir endlich wieder vor vollem Haus spielen können.“ Denn, so Froschauer: „Das Neujahrskonzert ist ein Zeichen der Liebe und eines für den Frieden.“
Doch was steht nun auf dem Programm, bei dem auch die Wiener Sängerknaben und der Mädchenchor (die weibliche Abteilung der weltberühmten Institution) mitwirken? Vor allem natürlich Werke der Strauß-Dynastie. So sind Johann Strauß, Josef Strauß, Eduard Strauß, aber auch Franz von Suppè, Carl Michael Ziehrer und Josef Hellmesberger vertreten. Besonderes Augenmerk liegt diesmal auf Josef Strauß, über den Johann Strauß gesagt haben soll: „Ich bin der Bekanntere, aber Josef ist der Bessere.“ Beim Neujahrskonzert lässt sich das nachprüfen. Welser-Möst: „Ich mag vor allem diese Sensibilität von Josef Strauß.“
Tondichtung
Dementsprechend ist das Lieblingsstück des Dirigenten der Walzer „Perlen der Liebe’“ von Josef Strauß. Denn: „Das ist beinahe eine Tondichtung im Gewand des Dreivierteltakts.“ Was im Vorfeld aber nicht leicht war: „Bei vielen dieser Stücke mussten wir erst die Orchesterstimmen herstellen. Das war oft ziemlich schwer, aber der Archivar der Wiener Philharmoniker hat großartige Arbeit geleistet“, so Welser-Möst. Doch ist der Maestro, der bereits 2011 und 2013 dieses Großereignis dirigiert hat, nervös? Lachend: „Dieses Konzert ist immer eine Nervenschlacht für alle Beteiligten. Aber ich freue mich wie ein Kind, bevor das Christkind kommt.“
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