Der gute Mensch von St. Pölten

Der gute Mensch von St. Pölten
Karl Rottenschlagers Traum von Emmaus.

Mit 95 Personen hat Karl Vogd für dieses Buch gesprochen, vor allem aber viele und lange Gespräche mit Karl Rottenschlager geführt. Den er schon seit mehr als 50 Jahren kennt – und bewundert. Das merkt man beim Lesen. Ebenso wie die Sympathie, die der Autor Karl „Charly“ Rottenschlager entgegenbringt.

Die Biografie liest sich wie ein Abenteuerroman. Detailliert beschreibt Autor Vogd den Werdegang des Theologen, der bei der Sozialarbeit in der Justizanstalt Stein erkannte, wie schwierig ein Neustart für Haftentlassene ist. Und daraufhin die Emmausgemeinschaft St. Pölten für die Resozialisierung dieser Gruppe gründete.

Als Vogd den 77-Jährigen auf das Buchprojekt ansprach, sei dieser „zuerst nicht so begeistert davon“ gewesen, denn er sei „gegen jeden Personenkult“. Dann aber dachte sich Rottenschlager: „Wenn es der Sache dient und wenn das Buch dazu beiträgt, zu verstehen, warum es Emmaus braucht, dann stimme ich zu.“ Über Strafvollzug und Resozialisierung werde in Österreich viel zu wenig gesprochen. Mehrfach habe er bei der Standortsuche für Emmaus gehört: „Eine tolle Sache, aber bitte nicht bei uns.“

Das Buch beginnt dann auch mit dem ersten Sozialprojekt 1982 im Glasscherbenviertel. Um danach zurückzublicken und den Lebensweg des 1946 in Steyr geborenen Rottenschlager detailgenau nachzuverfolgen. Zitate mit Erinnerungen machen die Geschichte lebendig und die Beweggründe, Gedanken sowie die Persönlichkeit von Rottenschlager nachvollziehbar.

Ein interessantes Buch über einen faszinierenden Menschen. Aber auch ein Buch, das zum Nachdenken anregt.

Der gute Mensch von St. Pölten

Karl Vogd: „Karl Rottenschlager. Der Traum von Emmaus“, Tyrolia, 216 S., 25 Euro  

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