Der Favorit des Kaiserhauses

Acht Jahre lang war das Prunkstück der barocken Gemäldesammlung des Belvedere beim Restaurator. Nun erstrahlt das Bildnis der Familie Pálffy aus der Hand von Martin van Meytens dem Jüngeren (1695–1770) in neuem Glanz: Anlass genug für das Museum, dem Schöpfer des Gemäldes seine erste Einzelausstellung zu widmen.

Ein gefragter Mann
Die Entscheidung fiel aber auf Wien: Nicht zuletzt, weil Kaiser Karl VI. bereit war, dem Maler eine Studienreise nach Italien zu finanzieren.
Ab 1732 war Meytens offizieller Kammermaler der Habsburger. In der Folge feierte er auch bei Adel und Großbürgertum große Erfolge: Wie ein Who’s who der Gesellschaft zur Zeit Maria Theresias liest sich die Liste der von ihm porträtierten Persönlichkeiten.
Bilder der Ausstellung
Zur Schau im Winterpalais in der Wiener Himmelpfortgasse ist die barocke High Society nun gleichsam in ihren natürlichen Lebensraum zurückgekehrt.
Meytens’ Bilder zeigen die barocke Gesellschaft, wie sie sich selbst gern sah – stolz im Amt oder im Verband der Familie, aufgemascherlt in Samt und Seide, mit roten Wangen und gepuderten Perücken. Je wichtiger der Auftraggeber, desto steifer die Haltung, desto monumentaler das Format. Das vielleicht größte Gemälde seiner Karriere, ein Bildnis der kaiserlichen Familie in Lebensgröße, ist leider nicht erhalten. Nur eine kleinformatige Kopie lässt erahnen, welch überwältigende Formen die kaiserliche Repräsentation annehmen konnte.
Diese Formen erscheinen heute oft skurril: Etwa, wenn die Erben der Adelshäuser schon als Vierjährige in Feldherrentracht porträtiert wurden. Von zeitlosem Reiz sind da eher die Porträts von Künstlerkollegen und Familienmitgliedern, in denen die Steifheit persönlichem Ausdruck weicht.
G’spusi mit der Regentin?
Nach Spuren einer Beziehung kann man auch in den Porträts der Maria Theresia suchen: Sie besuchte den Maler angeblich oft im Atelier und verließ dieses – meist nach Einbruch der Dunkelheit – über den Hinterausgang wieder. Über den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte lässt sich streiten, doch fest steht, dass hinter barocken Fassaden so manches verborgen blieb. Das ist wohl auch die Botschaft des Bilds einer betenden Nonne, auf dessen Rückseite das nackte Hinterteil der Frau zu sehen ist.
(Text: Daniela Fasching)
Die Ausstellung
"Martin Meytens der Jüngere" ist bis 8. Februar 2015. im Belvedere-Winterpalais, Himmelpfortgasse 8, 1010 Wien, zu sehen. Am Samstag (18.10.) und Sonntag (19.10.) „Open House“ mit freiem Eintritt, Führungen und Barock-Programm, 10–18 Uhr. www.belvedere.at
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