Renate Welsh: Unsterblich im Spinatstrudel

Renate Welsh: Unsterblich im Spinatstrudel
„Ich ohne Worte“ erzählt davon, wie es ist, wenn ausgerechnet eine Schriftstellerin ihre Worte verliert

Tolstoi, Kafka, Grass. Berühmt – unter anderem – für grandiose erste Sätze. Jetzt muss man auch Renate Welsh dazuzählen. Ihre jüngste Erzählung beginnt mit den Worten: „Als mich der Schlag traf, war ich nicht dabei“.

„Ich ohne Worte“ heißt der schmale Band, in dem sie von einem Schlaganfall und dem damit einhergehenden Verlust der Sprache berichtet. Der Anfall passiert während eines Italien-Urlaubs mit ihrem Mann. Schon in der Früh steht sie neben sich, die Matratze fühlt sich wie Treibsand an. Sie schleppt sich ins Bad, versucht, sich am Waschbecken festzuhalten, gleitet ab. Ist da und doch nicht da. Das Letzte, woran sie sich erinnert, ist die Scham, kein Nachthemd anzuhaben. Scham über körperliche Hilflosigkeit wird in Folge immer wieder Thema sein. Welsh wird allerdings nie selbstmitleidig, sie behält selbst in Notsituationen noch Humor und räsoniert darüber, warum es verschiedene Speibsackerln für Rettungsboot und Rettungsauto gibt.