Nora Bossong über die Vorzeigemutter des Dritten Reichs
Sie hob den Arm zum Hitlergruß so elegant, wie sie ihn zuvor abgewinkelt hatte, um ihre Handtasche zu tragen.
Magda Goebbels, wie sie nun hieß, war anpassungsfähig. An die Sache mit dem Deutschen Reich glaubte sie jedoch tatsächlich, sie bekam für dieses sechs Kinder vom Propagandaminister.
Nora Bossongs Roman „Reichskanzlerplatz“ berichtet, weitgehend auf Tatsachen beruhend, davon, wie eine junge Frau namens Magda Friedländer zur Vorzeigemutter des Dritten Reichs wurde.
Erzähler ist der junge Hans, der Magda als nur wenige Jahre ältere Stiefmutter seines Schulfreundes Hellmut kennenlernt und Jahre später, auch, um seine Homosexualität zu verdrängen, mit ihr eine Affäre beginnt. Der exzellent erzählte Roman erstreckt sich über mehr als zwanzig Jahre, die den Protagonisten schleichend zum Mittäter werden lassen.