Sein erstes Buch „Früher begann der Tag mit einer Schusswunde“ machte ihn 1969 berühmt. Es folgten Gedichtbände, Romane, Songtexte, Hörspiele und Box-Reportagen. Wondratschek, 1943 in Thüringen geboren, lebt seit 1996 in Wien. Manchmal trifft man ihn, aber er ist nicht Teil der „Szene“ wie weiland in München, als seine Gedichte zu Filmen wurden: Seine Gedichtzeile „die mörderische Frage, wer mit wem schlief“ wurde zum Untertitel von Helmut Dietls Film „Rossini“. In Wien geht es nun leiser zu. Selten geht’s heute um Szenelokale. Zuletzt stand eine Trafik im Mittelpunkt, aber immer noch sind da Lebensthemen wie das Boxen, wie im vorletzten Roman „Mittwoch“ (2013).
Jetzt hat er den schmalen Band „Einige Gedichte“ veröffentlicht. Über Pasolini und Oppenheimer dichtet Wondratschek da, spielt Schach mit Shakespeare und erzählt in hinreißenden 7-Zeilen-Miniaturen Liebesgeschichten, die buchstäblich von hier bis ins Weltall reichen („Onkel Jeroschkis Hochzeitsreise“). Echte Herzausreißer und zarte Petitessen kommen vor. Federleicht das Gedicht „Butterbrot mit Engel“. Lakonisch, traurig, komisch ist vieles, etwa das rührende „Frühling mit Fliege“, in dem Wondratschek behauptet „mit den Jahren friedlicher“ geworden zu sein. Und dann sind da Sätze wie dieser: „Nichts, was geschrieben ist, ist heilig, aber macht es nicht kaputt.“