Endlich Neues von Max Goldt: Man freut sich „wie am Spieß“

Max Goldt ist mit einer neuen Textsammlung zurück, endlich. Man freut sich „wie am Spieß“, wie es der große Redewendungs-Auseinandernehmer Goldt selbst absichtlich und hinreißend falsch ausdrückt. Zwar wird das Feld der Wortklauberei heutzutage von vielen, ja zu vielen oft halblustigen Oberg’scheiterln beackert. Goldt macht das aber keiner nach. Auch wenn man über manches streiten kann. Dass er sich analog zu Männern mit lackierten Fingernägeln mehr Frauen auf Baustellen wünscht, hatscht.
Genug der Mäkelei, die beherrscht Goldt besser und es ist erfrischend, wie er die Sinnlosigkeit modischer Begriffsdogmen entlarvt. Etwa, wenn er vor dem Ausdruck „Ehe für alle“ warnt. Es gebe keinen Grund, warum „alle“ heiraten sollten, davon würden „ausschließlich Scheidungsanwälte“ profitieren.
Goldts aktuelle Textsammlung „Aber“ ist wie immer ein großes Vergnügen für alle, die sich mit Sprache beschäftigen. Sie strotzt vor Genauigkeit. Und aus ebendiesem Grund auch vor schlechter Laune. Da kann er noch so sehr behaupten, er sei ein „friedliebender Mensch“, der überall „nach dem Positiven Ausschau“ halte. Es gibt eben nur überschaubar viel Positives und umso mehr zeitgeistigen Unfug. Den Goldt wahrnimmt und satirisch überhöht, etwa, indem er sich eine Geschichte zum „Unwort des Jahres“ ausdenkt. Dass „Frau“ auserkoren wird, ist dann leider gar nicht so überhöht. Glücklicherweise gibt’s auch in „Aber“ anekdotische Erinnerungen, wundervoll melancholisch und ja, menschenfreundlich. Etwa an das Damals, als man im Schneidersitz auf der Wiese vor dem Berliner Reichstagsgebäude saß, Amateurfußballern zuschaute und „halbironisch“ herumjohlte.
Max Goldt ist grantig, streng und liebevoll: Um es mit den auf der Verlagsseite zitierten Worten des Autors Durs Grünbein zu sagen: „Max Goldt ist der Inbegriff von Menschlichkeit.“

Max Goldt:
„Aber“
dtv.
160 Seiten.
25,95 Euro
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