Lizzie Doron: Auch ein Mondkalb kriegt eine zweite Chance

Lizzie Doron: Auch ein Mondkalb kriegt eine zweite Chance
Lizzie Dorons Roman „Nur nicht zu den Löwen“

Neve Tzedek ist das begehrteste Viertel im historischen Tel Aviv. Um es noch begehrter und teurer zu machen, soll hier „modernisiert“ werden. Konkret bedeutet das Abriss. Abriss des Hauses, in dem Rivi Greenfeld seit 70 Jahren lebt. In dessen Garten ihr Vater, der gebeugte Gemüsehändler Aba, einst eine Zypresse pflanzte, um Rivis Geburt zu feiern. Und um darüber hinwegzukommen, dass er bereits eine Familie gehabt und verloren hatte. Frau und Tochter, von den Nazis ermordet. Seine Zweitgeborene Rivi spricht er mit dem Namen der toten Tochter an: Rejsele. Und die Mutter? Auch sie hat Schmerz in sich vergraben, steht ihr Lebtag am Fenster und wartet auf wer weiß was.

Rivi blickt jetzt zurück, zieht Bilanz. Kämpft gegen den Rauswurf und packt letztlich doch ihre Kisten. „Es ist nicht gut geworden, das Leben, aber auch nicht nur schrecklich“, hört sie ihre Mutter sagen. Rivi erinnert sich an ihre Männer, an ihren Beruf: Korrektorin bei einer Tageszeitung war sie, träumte davon, im Feuilleton zu arbeiten. Der Chef hielt sie hin. Auch privat. Sollte er seine Familie jemals verlassen, dann „nur für dich, Rivi.“

Was war sie doch damals für ein Mondkalb!

Lizzie Doron, eine der wichtigsten Autorinnen Israels, schreibt von einem Leben voller Irrtümer, aber auch darüber, dass mit 70 noch ein Aufbruch gelingen kann. Rivi stellt sich noch einmal auf die Füße – denn „allmählich erfuhr ich etwas über mich selbst.“ 

Lizzie Doron: Auch ein Mondkalb kriegt eine zweite Chance

Lizzie Doron:
„Nur nicht zu den Löwen“. 
Ü.: Markus 
Lemke. Dtv.   
191 S. 23,70 €