Denn ja, besagter Tritt, geschehen am Rothschild-Boulevard in Tel Aviv, hat Folgen für den pensionierten Neurochirurgen Jaap Hollander, von dem diese Geschichte handelt. Doch „Stadt der Hunde“, der neue Roman des Niederländers Leon de Winter, hat mehrere solcher Wendepunkte zu bieten, einige davon etwas spektakulärer als die Begegnung mit dem Hundehaufen. Und so absurd viele davon klingen, so überzeugend werden sie hier zum Ganzen. Die wichtigsten: Jaap Hollander, der an Gesichtserkennungsschwäche leidet, merkt sich Menschen nur, wenn er sie mit Stars vergleicht. Wahrscheinlich ist er nicht besonders empathisch.
Seine Ex-Frau etwa – sie sah zu besten Zeiten wie Blondie aus – hat er mies behandelt. Da kommt er aber erst drauf, als er nicht mehr wie Al Pacino aussieht, sondern glatzköpfig, alt und einsam ist. Seit er in Pension ist, fährt er regelmäßig in die Wüste Negev, um sich hier an seine verschwundene Tochter (sie ähnelt Gal Gadot) zu erinnern. Dass sie tot sein soll, glaubt er nicht. Und weil er als jemand gilt, der nichts mehr zu verlieren hat, tritt schließlich der israelische Premier an ihn heran, um ihn zu bitten, mit einer scheinbar unmöglichen Hirn-OP das Leben einer saudischen Prinzessin zu retten. Bei Nichtgelingen droht Jaap der Tod, andernfalls könnte es endlich Frieden in dieser verdammten Region geben.
De Winters Roman ist doppelbödig. Man wünscht sich, dies sei nichts als eine Abenteuergeschichte, in der rein zufällig ein Musikfestival am 6. Oktober in der Wüste Negev und junge Menschen zwischen Leben und Tod vorkommen.