John Wray: Headbangen gegen die Trostlosigkeit

Es ist gleichsam der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Leslies Falsett-Stimme jault zu den Gitarren-Soli des „Self Destruction Blues“, während Kip seine Blicke über die blutroten, mit Slasher-Plakaten zugeklebten Wände von Leslies Kinderzimmer schweifen lässt. Leicht abfällig merkt Leslie an: „Du hast einfach kein Gespür für das Schöne.“ Kip wird’s noch lernen.
Venice, Florida, in den späten 80er-Jahren. Miese Gegend. Sümpfe, Drogen, Pensionisten. Hier treffen einander drei Teenager, die nicht unbedingt das große Los gezogen haben. Kip Norvald wohnt bei seiner Oma und hat sein Wut-Management nicht im Griff, Leslie Vogel ist schwarz und schwul, und Kira Caron haust im Trailerpark mit ihrem Vater, der sie missbraucht. Das einzige Licht in ihrem Leben: Heavy Metal.
„Unter Wölfen“ heißt der neue Roman von John Wray, der eine ziemlich einzigartige Mischung aus US-Autor und Bachmannwettbewerbsteilnehmer ist. Als Sohn einer Österreicherin und eines Amerikaners pendelt Wray zwischen Brooklyn, New York, und Friesach, Kärnten.
Sein 2009 erschienener Roman „Retter der Welt“ wurde zu Recht gefeiert, die Parallelen zu Adoleszenz-Versteher Salinger waren eindeutig. Mittlerweile ist John Wray auch schon über fünfzig, aber er weiß noch immer, wie sich das Jungsein anfühlt. Mitunter ziemlich beschissen. Exzessives Headbangen hilft, garantiert.

John Wray:
„Unter Wölfen“.
Übersetzt von Bernhard Robben. Rowohlt.
474 S. 26,80 €
KURIER-Wertung: 4 1/2 von 5 Sternen