Felix Mordant verlässt nach fast 9.000 Tagen das Gefängnis. Sein Name ist neu, er hat vor langer Zeit jemanden ermordet und ist deshalb gezwungen, ein Pseudonym zu benutzen.
Der erste Weg führt ihn zu seinem früheren Zuhause, einem alten Gutshaus, jetzt die Bleibe der Nachfahren des berühmten Wissenschafters Adam Godley, des Entdeckers der Brahma-Theorie.
Sie beweist die Existenz unendlicher Universen und löst damit einen sofortigen Interferenzeffekt auf der Welt aus. New York heißt da beispielsweise auf einmal wieder New Amsterdam, und durch die kalte Kernfusion ist der Betrieb von Automotoren oder anderen Maschinen mit Salzwasser möglich.
„Singularitäten“ heißt der neue Roman des irischen Booker-Preisträgers John Banville. Das Buch wirkt stellenweise selbst von der Brahma-Theorie beeinflusst. Der hauptsächliche Erzähler scheint ein Sohn des Zeus zu sein, vielleicht der Götterbote Hermes, schließlich trägt er einen Flügelhelm. Den anderen Erzähler gibt der Akademiker Jaybey, der eine authentische Biografie des verstorbenen Professors Godley verfassen soll und zu diesem Zweck ebenfalls in das alte Gutshaus reist, um dort auf alte Bekannte zu treffen – etliche Protagonisten kennt man aus früheren Banville-Romanen.
Bald steht über allem der Vorwurf, dass der berühmte Wissenschafter ein Betrüger und gar nicht der Urheber der Brahma-Theorie war. Alles wird immer unübersichtlicher, bis es am Ende keine Ordnung mehr gibt – wie in der Brahma-Theorie.
Doch dann kratzt die Stahlfeder die letzte Zeile entlang, sticht noch einmal zu und endlich steht er da, der unendlich letzte Schlusspunkt.