Amanda Peters: 50 Jahre glaubte sie, sie sei "Italienerin"

Man hatte ihnen gesagt, ihr Blut sei sauer, deswegen würden sie sich zum Beerenpflücken eignen. Insekten mögen kein Indianerblut.
Maine, 1962. Eine Mi’kmaq-Familie aus Nova Scotia verdient ihr Geld mit Heidelbeerpflücken. Als die Jüngste, die vierjährige Ruthie verschwindet, hält sich die Polizei nicht mit Nachforschungen wegen dieser Indianerfamilie auf. Und als ein paar Jahre später ihr halbwüchsiger Bruder Charlie auf einem Jahrmarkt erschlagen wird, gilt das auch als besoffene Indianer-Geschichte.
Amanda Peters stammt aus einer Mi’kmaq-Familie. In ihrem beeindruckenden Romandebüt „Beerenpflücken“ erzählt sie eine bewegende Geschichte, die einerseits um die Diskriminierung kanadischer Ureinwohner kreist, andererseits unfreiwillige Kinderlosigkeit thematisiert.
Erst in den vergangenen Jahrzehnten kam ans Licht, wie indigene Kinder ihren Familien entrissen und in Umerziehungsheimen misshandelt wurden. Hier wird das Kind einer Mi’kmaq-Familie von einer weißen, verzweifelt kinderlosen Familie gestohlen. 50 Jahre lang wird Ruthie glauben, ihre Haut sei im Gegensatz zu den anderen so dunkel, weil ihr Großvater „Italiener“ gewesen sei.

Amanda Peters:
„Beerenpflücken“
Ü.: B. Jakobeit.
Harpercollins.
318 Seiten.
24,70 Euro